100 Jahre Ferry Porsche

  • Der Sportwagen-Traum erfüllte sich in Österreich


    Es gibt Kalendertage, deren Zahlenkombinationen ein ganz besonderer Zauber zugesprochen wird. Ein solcher Glückstag war der 19.09.1909. An diesem Tag wurde in Wiener Neustadt Ferry Porsche geboren. Gemeinsam mit seiner fünf Jahre älteren Schwester Louise eingebettet in eine Familie, in der das Faszinosum Automobil tagtägliche Realität war. Der Vater Ferdinand Porsche war längst ein berühmter Techniker, der als Technikvorstand und später als Generaldirektor des großen k.u.k. Automobilunternehmen Austro-Daimler mit Automobilen, LKW, Omnibussen, Zugmaschinen, Flugzeugmotoren – also mit Mobilität aller Art dieses Unternehmen zu einem führenden in der ganzen Monarchie machte. Kein Wunder also, dass Ferry Porsche schon im Alter von zehn Jahren eine Art Seifenkiste mit Benzinmotor bewegen durfte und auf dem nahen Fabriksgelände auf abgesperrten Wegen über die Straßen fegte.


    Als die Familie Porsche 1923 nach Stuttgart übersiedelte und Ferdinand Porsche dort die Stelle als Technikvorstand antrat, absolvierte Ferry Porsche den Rest seiner Schulzeit in Stuttgart. Er besuchte daran anschließend noch eine Privatschule in Wien, wo ihm das technische Rüstzeug mitgegeben wurde. 1929, nach dem Auslauf des Vertrags mit Daimler, wechselte Ferdinand Porsche samt Familie wieder nach Österreich, um in Steyr als Generaldirektor des dortigen Automobilwerks tätig zu werden. Die Weltwirtschaftskrise ließ viele Pläne scheitern und so entschloss sich Ferdinand Porsche 1931 in Stuttgart ein eigenes Konstruktionsbüro zu errichten. Dort durfte der in der Zwischenzeit 22jährige Ferry mitarbeiten: zuerst am Reißbrett und später als Leiter des Fahrversuchs, als das Porsche Konstruktionsbüro vom Reichsverband der Deutschen Autoindustrie mit der Entwicklung des Volkswagens beauftragt wurde.


    Ferdinand Porsche war zu dieser Zeit längst als Technikgenie bekannt. „Als Sohn eines Genies hat man es nicht immer leicht“, bekannte viele Jahrzehnte später Ferry Porsche. Aus dem Schatten seines Vaters trat Ferry Porsche im Jahr 1948, als er in Gmünd in Kärnten den Auftrag an seine Technikerriege gab, einen Sportwagen zu konstruieren, der den Namen Porsche trug. Ein Jahr zuvor, 1947, wurde das bereits in den letzten Kriegsmonaten von Stuttgart nach Gmünd verlagerte Porsche Konstruktionsbüro auf Initiative von Louise Piëch von den Geschwistern in ein österreichisches Unternehmen umgewandelt, in der alles Vorhandene eingebracht wurde. Damit war die Gefahr einer Ver-staatlichung gebannt und der Fortbestand dieses Familienunternehmens gesichert.


    Bevor der Traum von einem eigenen Sportwagen Wirklichkeit werden konnte, mussten Verhandlungen mit dem neu gegründeten Volkswagenwerk geführt werden. Ferry Porsche führte die Vorverhandlungen, die alle Eckpunkte bein-halteten, die eine erfolgreiche Entwicklung des Familienunternehmens Porsche beinhalteten: die Lizenzgebühr für jeden gebauten Käfer, die Genehmigung auf Basis des Volkswagens (Käfer) einen Sportwagen zu bauen, der Vertrieb über das künftige weltweite VW-Vertriebsnetz und der VW-Generalimporteur für Österreich. Die Vertragsunterzeichnung selbst fand in Bad Reichenhall statt. Unterzeichnet wurde der Vertrag von Ferdinand Porsche, Ferry Porsche, Louise Piëch und Dr. Anton Piëch. Ohne Porsche gäbe es keinen Volkswagen, ohne Volkswagen keinen Porsche. Die gemeinsamen Wurzeln bildeten sich auch in dem gemeinsamen Familienunternehmen ab, das sich in Salzburg und später auch in Stuttgart entwickelte.


    Die ersten Porsche 356 entstanden in Gmünd. Die Nr.1 trug das amtliche österreichische Kennzeichen K 45.286. Die ersten Cabrios wurden in Salzburg gefertigt, wohin der Sitz des Familienunternehmens als Porsche Konstruktionen Ges.m.b.H. bereits 1947 übersiedelt worden war. Für eine industrielle Produk-tion eigneten sich aber beide Standorte zu diesem Zeitpunkt nicht. Es gab Vorgespräche zur Fertigung bei Steyr-Daimler-Puch in Graz, doch deren Hausbanken winkten ab. Somit ging Ferry Porsche mit der Fertigung nach Stuttgart, wo ab 1950 die ersten Serienmodelle gebaut wurden.


    Louise Piëch entwickelte in Salzburg das Familienunternehmen Porsche zum erfolgreichsten Automobilhandelshaus in Österreich und die Marke Volkswagen zum überlegenen Marktführer. Ferry Porsche kümmerte sich um den Aufbau der Sportwagenfabrik. Er legte die Grundlagen für die heutigen Markenwerte. Er war primär Visionär und Unternehmerpersönlichkeit, gab als Geschäftsführer und Aufsichtsratsvorsitzender der Marke Porsche die Prägung und trug sich damit – mit einem anderen Profil als sein Vater – ebenfalls in die Geschichts-bücher ein. Die Marke Porsche wurde weltweit zu einem der begehrtesten Produkte. Der Mythos Porsche, der in Österreich entstand, fand im 356 und später im 911 seine immerwährenden Glanzpunkte. Es gab eine gemeinsame Geschäftsführung von Louise Piëch und Ferry Porsche sowohl in Salzburg als auch in Stuttgart. Auch nach dem Rückzug der Gründungsgesellschafter aus dem operativen Geschäft blieben beide Unternehmen im gemeinsamen Besitz der Familien Porsche und Piëch.


    Ferry Porsche erhielt für seine Verdienste um das Automobil zahlreiche Ehrun-gen und Auszeichnungen. Er wurde zum Professor ernannt, er erhielt den Ehrendoktor der Technischen Universität Wien und ihm wurden die höchsten Auszeichnungen der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Dennoch blieb Ferry Porsche, unter dessen Regie eine Weltmarke entstand, stets bescheiden und mied öffentliche Auftritte. „Es genügt, wenn
    der Name Porsche über die Sportwagen bekannt geworden ist, da brauche ich selbst gar nichts mehr dazu beitragen.“


    Ferry Porsche starb am 27. März 1998 in Zell am See. Am 19. September jährt sich sein Geburtstag zum 100sten Mal.


    Quelle: Porsche Austria


    wer die ganze Geschichte im Detail auf 30 Seiten lesen will, der sollte sich hier die Langfassung runter laden:[attachment=0:2rkx22t9]20090817 PA_100 Jahre Ferry Porsche_PNG.pdf[/attachment:2rkx22t9]