Audis Formel 1-Debüt 2026: die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

Audi plant den großen Einstieg in die Formel 1 und bündelt dazu Finanzen wie auch technologisches Know-How, um mit den bisherigen Riesen mithalten zu können. Das neue Regelwerk der Königsklasse entspricht dabei ganz klar der Strategie des deutschen Herstellers auf erneuerbare Energie umzustellen. Zudem mag Audi bereits einen Vorteil haben: einen bereits entwickelten Hybrid-Motor, der nun verbessert werden soll, während sich die anderen Hersteller mit bereits existierenden Formel-1 Teams erst jetzt auf die Umstellung konzentrieren können, wenn sie 2026 mit nur 50 Prozent Verbrenner im Aggregat an den Start gehen dürfen.


Die Entscheidung Audis in die Formel 1 einzusteigen kam nicht ohne Enttäuschung für den Kundensport: um die Finanzkraft in diesem Bereich zu stärken, stellte der Hersteller das Kundensportprogramm komplett ein und zog sich zudem aus fast allen Rennen zurück, wie dem 24-Stunden Klassiker auf dem Nürburgring sowie Serien auf der ganze Welt, auch die Unterstützung des Kundenteams in der DTM wurde gestrichen.


Die Teilnahme an der Ralley Dakar bliebt aufs Erste noch bestehen, 2024 wird man hier zum dritten Mal mit dem elektrisch angetriebenen Hybrid-Prototypen RS Q e-tron an den Start gehen, bisher waren die Erfolge damit jedoch eher durchwachsen, wenn man versuchte sich gegen die Verbrenner durchzusetzen. Es könnte also durchaus sein, dass die zunächst auf drei Jahre angelegte Teilnahme Audis am Wüstenrennen nach 2024 ebenfalls eingestellt wird.


Zum Einstieg in die Formel 1 hat man große technologische Pläne: beim großen Preis in Belgien gab Audi zum ersten Mal seine Teilnahme am Grand-Prix bekannt, inzwischen läuft in Ingolstadt ein groß angelegtes Projekt zum Entwickeln einer neuen Power-Unit – eine eigens entwickelte Antriebseinheit – die ganz dem neuen Regelwerk der Formel-1 entsprechen und Audi hoffentlich stark ausgerüstet an den Start schicken wird: Die Power-Unit wird, wie angekündigt, aus einem Elektromotor, Batterie, Steuerungselektronik und Verbrennungsmotor bestehen, wobei der elektrische Antrieb fast ebenso viel Leistung besitzen wird wie der Verbrennungsmotor. Die neue Richtung der Formel-1 entspricht damit ganz der Entwicklungsstrategie von Audi bald nur noch Wagen mit effizienter Antriebsenergie herzustellen. Auch die Formel-1 hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu werden, Audi selbst hatte erklärt, dass seine gesamten Werke bis 20220 CO2-neutral sein sollen.


Audi könnte mit seinen bisherigen Fortschritten in Hybrid-Motoren für den Motorrennsport den anderen Teams eine Nasenlänge voraus sein. Wer Formel 1 Wetten abschließt und sich schon jetzt überlegt, auf wen es in Langzeitwetten zu setzen gilt, sollte demnach dem neuen Regelwerk der Formel-1 dringend Beachtung schenken. Bei Audi wird man das Know-How des Schweizer Rennstalls Sauber nutzen, wie man im Oktober vergangenen Jahres angekündigt hatte. Dabei setzt man auf Job-Sharing, wie es bereits während der Partnerschaft von Sauber mit BMW stattgefunden hatte: Audi entwickelt die Antriebseinheit, der Wagen selbst wird von Sauber in der Schweiz gefertigt.


Auch sonst setzt man bei der Tochter von Volkswagen alles daran, den Start in die Formel-1 so erfolgreich wie möglich zu machen, zumal man sich in der Dakar Rallye keinen großen Namen machen konnte und eine Blamage zum Debüt natürlich vermieden werden muss. Derzeit stockt Audi seine internen Kompetenzen massiv auf: Im September 2022 wurde Rolf Michl, damals Chief-Operating Officer von Audi Racing, zum Geschäftsführer der Audi Sport GmbH ernannt. Im Juni diesen Jahres übernahm dann der Schweizer Neel Jani die Position als Simulationsfahrer für die Antriebsentwicklung. Als einstiger Test- und Einsatzfahrer bei Red Bull Racing bringt er vielseitige Erfahrung, um die Entwicklung der Power Unit voranzutreiben. 2016 gewann er im Porsche-Werksteam die FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft wie auch das 24-StundeRennen von Le Mans. Nun mag Porsche zittern, dass der Rennprofi für die Konkurrenz entwickelt.


Im April präsentierte Audi sein Formel-1 Projekt auf der Auto Shanghai in China mit der Vorstellung des F1 Showcars. 260 Fachleute sind derzeit Teil des Audi-Entwicklungsteams, das aus Mitarbeitern von Audi Sport und Audi ebenso wie aus Spezialisten aus der Formel-1 besteht. Bis Ende 2023 soll das Team mit rund 300 Mitarbeitern komplett sein, das dann den deutschen Motor 2026 zum Sieg führen soll. Ein ambitioniertes Vorhaben: Ferrari konnte historisch die meisten Siege unter den Motorenherstellern verbuchen, gefolgt von Mercedes, Renault und Ford. Gemunkelt wird bereits jetzt über den Fahrer, und Mick Schumacher steht im Gespräch als deutscher Fahrer im Cockpit zu sitzen. Audi selbst gab an, nicht zwingend einen deutschen Fahrer verpflichten zu wollen, wenngleich Adam Baker, Chef des der Audi Formel-1 Projekts, eine deutsche Wahl natürlich „attraktiv“ fände. Gleichzeitig ließ er jedoch alle Fragen offen und betonte, es sei „noch zu weit weg“ für die Personalplanung, es seien ja noch nicht einmal die Fahrer für 2024 entschieden, wie Motorsport Total in einem Beitrag Anfang des Jahres zitierte.


Für Audi ist der Einstieg in die Formel-1 ein „quasi Debüt“. Zuletzt hatte der Hersteller aus Ingolstadt von 1934 bis 1934 im Grand-Prix-Sport mitgespielt, damals unter dem Namen Auto Union. Die Erfolge von einst schrieben als „Ära der Silberpfeile“ Geschichte, Bernd Rosemeyer wurde 1937 mit Auto Union Europameister – damals der höchste Titel. Ob man an die alten Erfolge in der neuen Ära der Formel-1 Hybridmotoren anknüpfen kann?