Die Kandidaten
Der Golf 7:
Was beide Fahrzeuge gleich haben ist die Plattform, der so genannte modulare Querbaukasten. Sinn und Zweck dahinter ist innerhalb des VAG Konzerns die Synergieeffekte zu erhöhen und Kosten zu sparen. Der Trend geht dahin, dass man mit jedem neuen Modell Gewicht sparen will und deshalb müssen alle Teile immer und immer wieder optimiert werden. Mit diesem Gleichteileprinzip ergibt sich der Vorteil, dass ein Teil nur einmal entwickelt werden muss und anschließend in mehreren Modellen verwendet werden kann.
Wir wollten nun genauer wissen was den Audi A3 im Wesentlichen vom VW Golf unterscheidet? Ist der Audi seinen Mehrpreis auch ohne rosa Brille wert?
Den neuen VW Golf gibt es nun schon in der 7.Generation und man könnte meinen er ist langsam erwachsen geworden. Zumindest was die äußeren Maße betrifft, wenn man ihn direkt neben einen Golf 1 stell. Im Test hatten wir den 1,6L-TDI mit 105 PS in der Variante „Comfortline“. Bei den vielen verschiedenen Ausstattungsvarianten ist die Qual der Wahl recht schwer. Doch das ist beim Audi ja nicht anders. Auch dort muss man sich erst Mal gründlich einlesen um die für sich passende Ausstattung zu finden. Mit Comfortline findet man alles, was die Grundbedürfnisse deckt. Angefangen von der Klimaanlage, über Tempomat und Komfortsitze, bis hin zur neuen Multifunktionsanzeige.
Bezüglich Platzangebot und Ablagemöglichkeiten kann man im Golf nicht klagen. Das große Handschuhfach, die Getränkehalter, die auch schmale Dosen in engen Kurven aufrecht halten, die Ablagefächer in den Türen, in die sogar 1,5 Liter Flaschen passen, sowie die kleinen aber feinen Staufächer unter den Sitzen für alles, das sonst quer durchs Auto kullert.
Ansonsten ist der Golf eigentlich wie immer, einfach einsteigen und losfahren. Alle Schalter und Bedienelemente sind selbst erklärend und übersichtlich angeordnet. Die Gebrauchsanleitung bleibt für den geübten VAG Fahrer dort wo sie immer ist, gut verstaut und unberührt. Die Vordersitze sind bequem und auch im Fond angenehm und langstreckentauglich. Dank der etwas nach vorne gesetzten Vorderachse gibt es nun auch etwas mehr Beinfreiheit für Fahrer und Beifahrer. Selbst für Personen die etwas über die Durchschnittsgröße hinaus gewachsen sind.
Sitzt in dem Fahrzeug, dann ist man umgeben hochwertigen Materialien und mit gewohnter sehr guter Verarbeitung. Nichts wirkt billig, aber auch nicht verspielt. Jedoch als gewohnter Audi Fahrer wirkt im Vergleich der Innenraum des VW Golf ein wenig bieder. Mut zur Veränderung sucht man von der Generation 6 auf 7 leider vergeblich. Das gekühlte Handschuhfach sorgt für wohltemperierte Getränke und gleichzeitig die Sitzheizung hingegen in kürzester Zeit für ein warmes Popometer. Mit dem Regensensor und der automatischen Lichtregelung ist der Grundbedarf des verwöhnten VAG Fahrers erst Mal abgedeckt.
Der Kofferraum wurde um 30 Liter größer und fasst nun bis zu 380 Liter und bis zu 1230 Liter mit umgeklappter Rücksitzbank. Die Karosserieform ist na ja wie gewohnt. Auf die große Designrevolution muss man wohl noch eine Generation warten. Bei den guten Absatzzahlen wäre es aber wahrscheinlich ein unnötiges Risiko und für den durchschnittlichen Golffahrer zählen Argumente wie Preis-Leistungsverhältnis und Wirtschaftlichkeit ohnehin mehr. Genau in dieser Disziplin war der Golf ja immer schon stark.
Der Audi A3 8V:
Steigt man nun aus dem Golf aus und tritt dem Audi A3 gegenüber dann hat man doch ein gewisses Oh-Erlebnis. Der neue Ingolstädter stand als Ambition mit der 1,4L TFSI Motorisierung zum Vergleich bereit. Im Gegensatz zum Golf wirkt der Audi A3 viel dynamischer um nicht zu sagen sportlicher. Aber für das Prädikat „sportlich“ hätte er wohl noch das sline Exterieur Paket benötigt. Was auf jeden Fall auffällt ist, die sehr hohe Gürtellinie des A3, der bösere Blick der Scheinwerfer und ein etwas knackigeres Hinterteil. Wobei über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Setzt man sich hinein, so stechen auf den ersten Blick die sehr markanten runden Lüftungsdüsen ins Auge. Man fragt sich auf Anhieb, was es damit wohl auch sich hat? Gilt hier Form vor Funktion, oder doch eher umgekehrt? Nach den ersten paar KM zeigt sich schnell, dass hier wohl tatsächlich die Form der Funktion folgt. Auf so viele verschiedenen Arten und Weisen hat sich noch kein Luftstrom in einem Auto regeln lassen.
Die Materialqualität und Verarbeitung steht derer im Golf um nichts nach. Im Gegenteil, in diesem Bereich ist Audi schlicht der Maßstab und das nicht nur innerhalb des VAG Konzerns. Alle Schalter sind am rechten Platz, auch wenn diese doch neu aussehen und angeordnet sind. Das nach oben ausfahrende Display ist sicherlich Geschmackssache und ein wenig gewöhnungsbedürftig. Man fragt sich natürlich auch, wie oft es wohl ein und ausfahren wird bis es womöglich mal Probleme bereitet? Und was dann, muss dafür das komplette Armaturenbrett zerlegt werden? In Punkto Diebstahl ist es sicherlich ein Fortschritt im Gegensatz zum RNS-E im Vorgänger, dass bekanntlich sehr beliebt bei Dieben war. Staufächer gibt es natürlich auch im Audi, aber nicht üppig dimensioniert und auch nicht so viele wie im Golf.
Im Vergleich der Serienausstattung steht der A3 dem Golf kaum nach, jedoch wartet der A3 mit einigen zusätzlichen Technikspielereien auf. Die Reaktionszeit der Lenkung, die Spontanität der Gasannahme und gegen Aufpreis (für das sline Fahrwerk) auch die Fahrwerkshärte lassen mittels „drive select“ Taste den persönlichen Vorlieben in vier Stufen anpassen. Das gab es bei Audi in dieser Klasse bis dato noch nicht.
Auch die Sitzposition ist angenehm und die Platzverhältnisse hinterm Steuer mehr als ausreichend. Dahinter wird jedoch eng und das sicherlich auch aufgrund des um drei Zentimeter geringeren Radstandes. Wer mit dem Audi auch mal mehr als nur 1 Person mitnehmen möchte, der sollte über den Sportback nachdenken. Der Baby an Board Aufkleber ist beim 3-Türer sicherlich gänzlich fehl am Platz, da der Einstieg nach hinten ohne eigene Türen zu einer akrobatischen Einlage werden kann. Das Fassungsvermögen des Kofferraums liegt mit 365 Litern leicht unter jenem des Golf, was sich durch die sportlichere Dachlinie des A3 erklären lässt. Klappt man die Rückbank um, so kommt auch nur auf 1100 Liter Fassungsvermögen. Da ist der Unterschied zum Golf dann doch schon ziemlich groß.
Auf der Straße:
Beim Vergleich des Fahrkomforts bzw. der Straßenlage muss man bedenken, dass es einen doch relativ großen und spürbaren Unterschied bei der Hinterachse gibt.
Auf der Straße sind beide wie gewohnt zu handeln. Bei Audi A3 und VW Golf hat man seit der Einführung des modularen Querbaukastens die Wahl zwischen einer Leichtbau-Verbundlenker Hinterachse und einer Mehrlenker-Hinterachse. Die Verbundlenker-Hinterachse kommt bis zum 122-PS-Motor zum Einsatz und alle Motorisierungen darüber hinaus erhalten die Mehrlenker-Achse. Die Verbundlenker-Achse kommt nicht ganz an den Komfort und die Straßenlage der Mehrlenker-Hinterachse ran. Bei unseren Testfahrzeugen konnte man trotzdem nicht über mangelnden Komfort klagen.
Scheucht man nun beide Fahrzeuge durch enge Kurven auf der Landstraße merkt man doch recht schnell einen Unterschied. Der Schwerpunkt des Golf ist etwas höher und das Fahrwerk des Audi auch einen Tick straffer. Um dies jedoch wirklich ausloten zu können, muss man die Motorisierungen der Testfahrzeuge jedoch wahrlich ausreizen. Für den normalen Gebrauch liegen beide Autos perfekt auf der Straße und sind neutral zu bewegen. Die zahlreichen Assistenzsysteme geben kaum einen Anlass zur Sorge, sofern man nicht die Gesetze der Physik ignoriert.
Der Golf ist im Vergleich auf jeden Fall sanfter gefederte, der Audi ist nicht nur von der Optik her der sportlichere der Beiden. Spätestens wenn man die „drive select“ Taste auf „Dynamic“ stellt, fängt es an, richtig Spaß zu machen. Die Lenkung wird straffer, die Gasannahme aggressiver, sowie die Dämpfer härter. Ab diesem Moment merkt man auch den Unterschied der Sitze. Jene des Audi bieten den etwas besseren Seitenhalt und dadurch macht der Audi in Kurven doch etwas mehr Spaß als der Golf.
Für einen frontgetriebenen PKW haben beide Fahrzeuge auch auf nassem Untergrund kein Problem mit der Traktion und auch die Neigung zum Untersteuern hat sich bei beiden verbessert, was sicherlich auch daran liegt, dass die Vorderachse etwas weiter nach vorne gesetzt wurde. Wie gewohnt sind die Bremsen jedoch nicht gerade überdimensioniert. Auch in diesem Punkt sind sich die beiden Brüder sehr ähnlich. Mit der knackigen 6-Gang Schaltung verleitet der Audi zu schnellen Gangwechseln und trotzdem ist er relativ Verbrauchsarm zu bewegen. In diesem Punkt fährt sich der Golf jedoch ein fettes Minus ein, da ihm der 6.Gang fehlt. Womöglich ist auch das mit dafür verantwortlich, dass die Verbrauchsangabe des Golf noch weniger erreicht werden konnten als jene des Audi. Für die Größe und des Gewichts des Golf kann man über 5L (3,8L Soll) jedoch nicht meckern. Hier zeigt sich jedoch der deutliche Unterschied zum Audi mit seinem TFSI Benzinmotor, welcher sich erst mit 7,5L begnügte und zwischenzeitlich auch den einen oder anderen Spitzenwert hingelegt hat. Nicht mal mit dem allergrößten Spaßverlust ist der Normverbrauch von 5,2L erreichbar. In beiden Fahrzeugen ist eine Start-Stopp-Automatik Serie.
Der Preisvergleich:
Fazit:
Beide Fahrzeuge schenken sich eigentlich wenig und daher fällt die subjektive Qual der Wahl recht schwer. Aber im Grunde kann man sagen, dass man beide ohne schlechtes Gewissen kaufen kann. Einzig der Geldbeutel könnte dafür ausschlaggebend sein. Der Golf ist sicher das vernünftigere Auto, aber zugleich auch das emotionslosere. Beim Wiederverkauf erfreut man sich beim Golf jedenfalls über den höchsten Werterhalt seiner Klasse, wobei ihm da der A3 nicht wirklich nachsteht.
Sieht man sich die Serienausstattung beider Fahrzeuge an und die mögliche Sonderausstattung, dann merkt man eigentlich wenig von der Gleichteilepolitik. Unterschiedlicher könnten die Möglichkeiten nicht sein. Versucht man, wie in oben angeführter Konfiguration, zwei ähnliche Fahrzeuge zusammen zu stellen, kommen am Ende zwei ähnliche Fahrzeuge bei raus, der Preisunterschied beträgt schlussendlich knapp 3500 EUR zu Gunsten des VW Golf. Dafür ist man jedoch kein stolzer Ringträger und fährt das „vernünftigere“ Auto mit weit weniger Emotionen. Apropos Emotionen, vielleicht sollte man den neuen Seat Leon noch diesem Vergleich hinzuziehen?
Dieser Artikel wurde in Kooperation und mit freundlicher Unterstützung von motorline.cc erstellt.
Kommentare 8
WINMAN
105 gegen 122PS ist weit auseinander? von der Ausstattung schenken sich die beiden auch nichts! Comfortline und Ambition ist bei beiden Herstellern die zweite Stufe.
Fillin
hinkt der vergleich nicht etwas wenn man einen 1.4 TFSI mit einem 1.6 TDI vergleicht? einen Ambition mit einem Comfortline? der Test ist etwas weit auseinander
Panzerwels
Toller Vergleich.
WINMAN
Danke Leute, für das Feedback!! @pirate man na was glaubst du, warum der letzte Satz genau so dort steht??? aber erst Mal einen bekommen...
pirate man
Der letzte Satz sollte nicht einfach so stehen gelassen werden -> handeln!! Der neue Leon gefällt mir sehr gut und baut ja auch auf dem MQB auf. Er sollte unbedingt als 3. Kandidat im Vergleich dabei sein. Preislich wirds da auf alle Fälle interessant. Er ist auf alle Fälle emotionsgeladener als der Golf
manutdsupporter
Der Kompromiss zu den beiden ist auf jeden Fall der Leon!...
Marcus
Super Artikel und ein schöner Vergleich
SIGI
super Artikel, vielen Dank für den tollen Vergleich