der Bulli wird 70 und ist der am längsten produzierte Transporter der Welt

Volkswagen Nutzfahrzeuge feiert einen außergewöhnlichen Rekord: Der Transporter – alias Bulli, Kombi, VW-Bus oder Microbus – ist das am längsten gebaute Nutzfahrzeug der Welt. Am 8. März vor 70 Jahren fuhr der erste Transporter als Typ 2 von den Montagebändern des Volkswagen Werks in Wolfsburg. Nach dem Käfer (Typ 1) nahm damit der zweite Weltbestseller unter dem Label VW Fahrt auf. Bis heute folgten dem ersten Exemplar der Baureihe mehr als 13 Millionen weitere. Längst sind die mittlerweile sechs Generationen Kult. Globetrotter reisen mit ihnen als Camper um die Welt. Unternehmen vertrauen seit Ewigkeiten auf den Transporter als Begleiter ihrer Mitarbeiter und Waren. Familien fahren mit dem Bulli sicher durch den Alltag. Heute beginnt mit einem Rückblick die Zukunft dieser Ikone.

Schon die Anfänge sind legendär. Am 23. April 1947 zeichnete der niederländischer Volkswagen Importeur Ben Pon mit wenigen Strichen einen Transporter in sein Notizbuch. Eine geniale Idee. Form follows function in seiner reinsten Form – denn was Pon auf das Papier geworfen hatte, war die Ur-Definition eines kompakten Nutzfahrzeugs mit maximaler Raumausnutzung: Boxermotor im Heck, Fahrer weit vorn und dazwischen sehr viel Platz. Volkswagen griff diese Idee auf und entwickelte sie mit seinen Konstrukteuren zur Serienreife. Die Pon-Zeichnung gilt deshalb als eine der Initialzündungen für den T1, der ersten Generation des Transporter von Volkswagen. Mit jeder weiteren Generation – vom T2 bis zum heutigen T6.1 – wurde das Konzept zu einem Multitool weiterentwickelt. Nichts an einem Bulli entstand jemals zufällig. Jedes Detail wurde präzise, alltagstauglich, nutzwertorientiert und stilvoll konstruiert. So entstand das Original seiner Klasse. Ein Transporter für Personen und Waren, ein Fahrzeugsystem für alle erdenklichen Aufbauten, ein Van für die Freizeit und das Business und als California der erfolgreichste Camper der Welt.


Der T1 – 1950 bis 1967

Am 11. November 1949 stellte Volkswagen den Medien einen von Hand gefertigten Transporter-Prototyp als Kastenwagen vor. Was noch fehlte, war ein Name. Bereits 1949 hatte Volkswagen unter anderem die Bezeichnung „Bully“ als Wortmarke beim Patentamt schützen lassen wollen. Das Pech: Ein anderes Unternehmen hatte sich die Rechte schon früher gesichert. Gleichwohl bahnte sich die VW interne Bezeichnung Bully – schnell Bulli geschrieben – ihren Weg in die Öffentlichkeit. Der inoffizielle Name des Transporters war geboren. Mehr als ein halbes Jahrhundert verstrich jedoch, bevor Volkswagen Nutzfahrzeuge 2007 endlich die Patentrechte an der Wortmarke erwerben konnte. Nun durfte jedes Modell der Baureihe auch offiziell so bezeichneten werden, wie es die Fans seit jeher taten.


Die Geschichte des Bulli ist eine Reise durch die Zeit. 1950: Wir Menschen von heute haben keine oder kaum Erinnerungen, die 70 Jahre zurückreichen. Musik hilft hier, Brücken über Jahrzehnte zu spannen. Bing Crosby war vor 70 Jahren der musikalische Superstar; sein Song „White Christmas“ ist bis heute einer der meistverkauften aller Zeiten. Volkswagen war damals erst ein Start-up. Das neueste Produkt: der Transporter. Motor und Getriebe stammten vom Käfer; die Karosserie samt verstärkter Bodengruppe wurde neu entwickelt. Maximale Zuladung: Wirtschaftswunder-taugliche 750 Kilogramm. Bepackt wurde der Wagen durch die Flügeltüren oder die später optionale Schiebetür auf der Beifahrerseite. Als geschlossener Kastenwagen, verglaster Kombi und achtsitziger Bus startet der T1 zuerst durch. 1951 folgte der legendärste aller Bulli: der „Kleinbus Sondermodell“ – inoffiziell „Samba-Bus“ genannt – mit Rundumverglasung, markanten Dachfenstern und Faltschiebedach. Ein weiteres Jahr später kam der Pritschenwagen auf den Markt, eine Art Pickup der 50er Jahre. Auf der Basis dieses Spektrums entstanden schnell diverse Sonderaufbauten. Westfalia steuerte die „Camping-Box“ bei – ein Modul, das aus dem Transporter das erste kompakte Reisemobil machte. 1956 zog die Produktion nach Hannover in ein neues Werk u m, damit die immer schneller steigende Nachfrage bedient werden konnte. Hergestellt wurde er ab 1957 auch in Brasilien. Bis 1967 der Nachfolger auf den Markt kam, hatten knapp 1,9 Millionen Käufer den Transporter mit der geteilten Frontscheibe („Split Window“) und der markanten Nase zu einem Welterfolg gemacht.


Der T2 – 1967 bis 1979

Wilde Zeiten, in denen nicht nur die Rockmusik erfunden wurde: Im August 1969 schrieben Musiker wie Jimi Hendrix, Joan Baez und Bob Dylan in Woodstock Geschichte und Pete Townshend von The Who die legendäre Rockoper „Tommy“. 3 Days of Peace & Music, bei denen das berühmteste aller Bulli-Fotos entstand: vom Flower-Power-T1 mit dem Paar auf dem Dach. Vielleicht hatte es damals begonnen, dass aus einem Fahrzeug eine Ikone und zudem ein Lebensgefühl wurde. In Hannover war zwei Jahre zuvor die Produktion der zweiten Generation des Transporter angelaufen. Ab jetzt erst machte es Sinn, als Differenzierung von T1 oder T2 zu sprechen.


Der T2 nahm den Nutzwert des T1 mit in eine neue Epoche. Auch er etablierte sich sofort als multifunktionales Werkzeug. Optisch zu erkennen war der T2 unter anderem an der neuen Frontpartie, nun ohne das typische V des T1, aber mit gewölbter Frontscheibe und dem Lufteinlassgitter darunter. Der T2 verfügte nun serienmäßig über eine Schiebetür. Als Camper von Westfalia mit Aufstelldach wurde er mehr denn je zum Globetrotter. Ab 1972 gab es ihn sogar als lokal emissionsfrei fahrenden VW-ElektroT-ransporter. Allein im Werk Hannover entstanden bis zur Ablösung durch den T3 im Jahre 1979 2,14 Millionen Exemplare. In Südamerika und Südafrika lief die Produktion noch lange weiter. Den Rekord für den längsten Produktionszeitraum hält definitiv das VW Werk in Sao Paolo: Die letzten 1.200 Exemplare des T2 – die „56 Anos Kombi – Last Edition“ – entstanden 2013 bei Volkswagen do Brazil.