Cupra Born gegen Audi Q8 e-tron

Wie der Titel schon verrät handelt es sich dieses Mal um einen etwas ungleichen Vergleich von zwei Fahrzeugen. Beiden ist gemeinsam, dass sie rein elektrisch angetrieben werden. Der Q8 e-tron ist ein klassischer SUV in der maximalen Ausbaustufe. Den Cupra Born kann man nur sehr schwer zuordnen, denn ein Kleinwagen ist er keiner, ein SUV auch nicht und ebenso wenig ein klassischer Mittelklassewagen. Irgendwie begründet er so etwas wie ein eigenes Segment. Am ehesten könnte man ihn noch mit einem Golf gleichsetzen, obwohl der Born etwas größer ist. Jedenfalls haben wir vergangenes Wochenende die Frühjahrsmesse von unserem Lieblingsautohaus besucht, den Binrgruber in Tulln. Traurig bleibt anzumerken, dass die Besucheranzahl wirklich niedrig war. Also wenn so wenige Menschen ihren Hintern bei der Tür rausbewegen, um eine Automesse zu besuchen, dann wundert es mich nicht, wenn es derartige Veranstaltungen bald nicht mehr gibt. Da kann sich der Aufwand einfach nicht lohnen... Liebe Leute, man kann und sollte nicht alles nur noch online machen. Corona ist vorbei, ihr dürft eure Hintern auch wieder vor die Tür bewegen.


Wie dem auch sei, wir hatten jedenfalls den Kindersitz mit dabei, da es keinen Besuch ohne Probefahrt geben kann. Dieses Mal waren es nur die zwei bereits genannten Fahrzeuge. Es sollen nicht die Fahrzeuge direkt miteinander verglichen werden, sondern rein aus Interesse fiel die Wahl auf diese beiden. Theoretisch würden beide Fahrzeuge in unseren Fuhrpark passen. Allerdings nur sehr theoretisch, wenn man sich die Preise genauer ansieht. Beginnt doch der Q8 e-tron zwar schon be i 56000 EUR, so bleibt es leider nicht dabei. Das zur Verfügung gestellte Modell hatte einen Preis von sage und schreibe 126000 EUR. An dieser Stelle könnte man jetzt selbstverständlich über die Preispolitik von Audi diskutieren, aber wir wollen es dabei belassen und es einfach kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen. Hingegen erscheint der Born ja fast schon wie ein Schnäppchen so bekommt diesen voll ausgestattet auf 20 Zöllern schon um 53000 EUR. Natürlich ist der Q8 um vieles größer und bietet sowohl auf den Sitzplätzen als auch im Kofferraum sehr viel Platz. Wobei der Platz im Kofferraum sich stark relativiert durch die Coupeform des Sportback. Die Heckklappe fällt doch sehr steil ab und man verliert dadurch einiges an Raumhöhe, wodurch für große Einkaufskisten oder Wasserkisten schnell etwas eng wird. Mir persönlich wäre es den Aufpreis 2500 EUR für die Sportbackversion nicht wert. Der Kofferraum des Born steht dem unseres Formentor um nichts nach, was durchaus überrascht hat.


Zuerst sind wir den Born gefahren, und zwar in der Version mit 231 PS und dem 77KW Akku. Bereits die ersten Meter konnten einen bleibenden positiven Eindruck hinterlassen, und zwar jenen des Hinterkopfs im Bereich der Nackenstütze. Der kleine Giftzwerg hat es wahrlich in sich und das obwohl eigentlich nur 310 NM anliegen. Diese fühlen sich jedoch eher an wie 600NM in einem normalen Benziner. Mein alter S3 hat 380NM, aber einen derartigen Ruck verleiht er nicht in der Beschleunigung. Jedenfalls gab es von der Beifahrerseite ganz schnell die eine oder andere Beschwerde über die ruckartigen Bewegungen des Kopfes und das obwohl das Gaspedal wahrlich nicht voll durchgetreten wurde und auch nicht ruckartig die Stellungen 0 und 1 wechselte. Der Vortrieb war wirklich imposant. Der Born verfügt über einen Heckantrieb und einer Gewichtsverteilung von 40:60, was sich prima über die Landstraße bewegen lässt. Zwischen den Fahrprogrammen Comfort und Cupra ist ein deutlicher Unterschied zu spüren und somit kann das Fahrzeug äußerst gemütlich bis wahrlich sportlich bewegt werden. Den Heckantrieb bemerkt man nicht, wenn man es nicht bewusst weiß. Positiv ist, dass er z.B. im Vergleich zu unserem Formentor die Kraft ohne Durchdrehen der Räder auf die Straße bringt. Über die Verarbeitung und die Ausstattung kann man nichts Negatives sagen. Einzig die Türverkleidungen sind aus Hartplastik und wirken dadurch etwas billig, was so nicht zum Rest des Autos passt. Dieser Punkt muss in der Entwicklung wohl durchgerutscht sein. Die Armaturen sind sehr aufgeräumt und konzentrieren sich auf den Bildschirm in der Mitte. Wirklich gewöhnungsbedürftig ist die seltsame Positionierung des Schalthebels oberhalb des Lenkrades am rechten Rand der Armaturen. Das erinnert irgendwie ein klein wenig an eine Lenkradschaltung wie es sie bei den Amis früher einmal gab. Alles in allem konnte mich der Born tatsächlich überzeugen. Das liegt bestimmt auch daran, dass er keinen derart hässlichen klassischen Elektrokühlergrill hat. Negativ ist die Größe der C-Säule, diese steht übermächtig im Raum und hemmt den Blick nach hinten doch beträchtlich. Und das Ende der Schnauze lässt sich lediglich erahnen und ist auch mit extra gestrecktem Oberkörper und Hals nicht ersichtlich. Allerdings ist das mit Heck- und Frontkamera und rundum PDC nicht ganz so dramatisch. Man muss sich allerdings stark auf die elektronischen Helferleins verlassen.


Im Anschluss folgte der Q8 e-tron Sportback. Die Qualität und die Anmutung sind selbstverständlich klassisch Audi, sprich sehr hochwertig. Die Erwartungen an den Vortrieb waren sehr hoch und wurden schnell enttäuscht. Von den angeblichen 405 PS und 664 NM ist rein subjektiv nicht viel zu bemerken. Selbstverständlich geht er ordentlich vorwärts, aber nicht annähernd so spektakulär wie im Born und somit auch nicht so unterhaltsam. Wirklich erklären konnte ich mir das nicht. Da ich mit Frau und Kind unterwegs war, wollte und konnte ich es allerdings auch nicht wirklich ausreizen. Hier hätte es wohl eine etwas ausführlichere Probefahrt gebraucht um das vollständig beurteilen zu können, was mich im Nachhinein etwas wurmt, denn theoretisch wäre die Zeit vorhanden gewesen. Ein Punkt ist mir gleich am Start äußerst negativ aufgefallen und das waren die Außenspiegel, welche ja nur mehr Kamers sind. Die Positionierung der inneren Displays ist nicht optimal und vor allem auf der Fahrerseite viel zu steil im Vergleich zu einem klassischen Spiegel. Auch sitzen die Displays wesentlich tiefer als ein normaler Spiegel. Mir ist der vermeintliche Vorteil eines solchen "Spiegels" nicht klar geworden. Denn auch di e Kameras stehen ja entsprechend von der Tür weg, also warum um alles in der Welt sollte man sich für die Kameras entscheiden, sofern das überhaupt optional zur Verfügung gestellt wird. Freiwillig würde ich diese Kameras nicht nehmen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mich daran gewöhnen könnte.


Im Vergleich zum Born wirkte der Innenraum sehr unruhig und mit den vielen Displays macht es keinen übersichtlichen Eindruck, eher ganz im Gegenteil. Generell empfinde ich den Innenraum sehr zerklüftet, wie bei vielen der aktuellen Audi Modelle. Wie schön war die Zeit als Audi im Innenraum eine saubere Linie fuhr und eine gediegene Anmutung hatte. Ebenfalls negativ ausgefallen ist die Rückenlehne der Rückbank, welche etwas zu steil steht und meine kleine Tochter dazu veranlasste sich darüber zu beschweren, dass sie einen Buckel machen müsste beim Sitzen (man sieht es auch ganz leicht auf dem Foto). Der Q8 war schön, imposant und durchaus anschmiegsam, nur leider blieben die großen Emotionen aus. Davon bräuchte es allerdings sehr viele, um einen derart hohen Preis verkraften zu können.


Fazit von diesem Ausflug ist, dass so ein Elektroauto durchaus Spaß machen kann und wenn es in Zukunft sein muss, man sich damit wird anfreunden können. Die gesamte CO2 Bilanz und das Thema mit dem nicht vorhandenen Strom und der Netzauslastung lassen wir bei diesem Fazit mal außer Acht. Die 430km Reichweite des Born würden unseren Ansprüchen gerecht werden und somit könnte ich mir dieses Fahrzeug durchaus vorstellen. Wäre unser Formentor nicht noch so jung, dann könnte ich schwach werden. Die Farbwahl würde dieses Mal auf Rot fallen. Leider muss ich noch rund 2 Jahre warten und in der Zwischenzeit bringt Cupra 3 neue Modelle auf den Markt, welche es auch noch abzuwarten gilt. Mich reizt es durchaus wieder bei einem der nächsten Modelle wieder einer der ersten Besitzer zu sein, Kinderkrankheiten hin oder her.