Audi E-Tron auf Sylt gefahren

Der Carsharing-Anbieter MILES hat derzeit auf Sylt eine kleine Flotte von Audi E-Tron bereitgestellt. Wie bei anderen Freefloating-Anbietern kann man sich das Auto per App auf der Insel suchen und nach Benutzung auf einem öffentlichen Parkplatz per App wieder abmelden. Die 29,00 EUR für eine Schnupperstunde habe ich dann mal investiert, man kann sich das Auto auch für mehr Stunden oder den ganzen Tag mieten.


Ich hatte mir per App ein Fahrzeug in dem schicken Galaxisblau reserviert, andere Farben wie Siambeige oder Gletscherweiß, schwarz oder Silber waren auch vorhanden. Dazu trug das Auto die schicken 21"-Schmiederäder-Felgen. Ausstattungstechnisch hatten die Fahrzeuge mit der Advanced-Edition eine sehr gute Ausstattung. Leider kann man in der App nicht erkennen, ob die Fahrzeuge die Kameraspiegel oder die normalen Außenspiegel haben. Ich hätte ein Fahrzeug mit echten Außenspiegeln bevorzugt, hatte aber eines mit den Kameraspiegeln reserviert. Mehr dazu später.


Im Innenraum geht es Audi-typisch schick zu, allerdings merkte man bei den vielen glatten Flächen wie den beiden Zentraldisplays oder den Dekorleisten teilweise starke Reflektionen des Sonnenlichts, was dann doch nervte.





Das Auto hatte gerademal 180km auf dem Tacho, dennoch waren die Mitteldisplays von Fingerabdrücken und Schlieren übersäht, auch das war bei Sonneneinstrahlung nicht schön anzusehen. Und endlich konnte ich mal das untere Display mit der Klimasteuerung "erfahren", es war wie erwartet während der Fahrt schlecht zu bedienen, weil man die Augen immer von der Straße nehmen musste, um bspw. die Temperatur zu verändern oder die Drive-Select-Taste zu bedienen. Die Sitze waren sehr bequem, allerdings hatte ich das Feature für das erleichterte Ein- und Aussteigen vergessen, sodass sich der Sitz beim Türöffnen zurückfährt. Ich den Fahrersitz mit offener Tür auf meine Bedürftnisse eingestellt, schloss dann die Tür und durfte den Sitz kurz danach gleich nochmal einstellen. Außerdem hatte ich den Sitz schon auf der niedrigsten Stufe und fand ihr doch noch etwas zu hoch. Ein Tick tiefer wäre schön gewesen. Ansonsten war das Platzangebot für 4 Erwachsene jedoch gut.


Und auch der Kofferraum war relativ groß und nutzbar, sogar ein Notrad war mit an Bord. Und dann kommen wir auch zu den Kameraaußenspiegeln (Bild zeigt leider den Beifahrerspiegel). Ich habe es nicht hinbekommen, bei denen den Winkel zu verändern. In der vorhandenen Einstellung

waren sie viel zu tief eingestellt. Habe auf dem Display dafür rumgetippt, getoucht, geswipet, geresetet, aber das Bild blieb dasselbe. Wollte dann aber auch nicht im Bordbuch nachschlagen. Generell war das Bild zwar scharf, aber die Position der Displays ist einfach zu tief angebracht, man muss die Augen deutlich von der Straße nehmen. Weiterer Nachteil dieser "Spiegel" ist, dass man sie nicht wie klassische Spiegel beim Parken einklappen kann, was mir bei solch teuren Spiegel wirklich wichtig wäre.


Bei Fahreindruck fährt er sich fast wie ein normales Auto. Wer die abartige Beschleunigung bei Tesla kennt wird beim Audi enttäuscht, so flott ist er dann doch nicht. Auch ein BMW i3 beschleunigt besser. Wenn er dann aber mal auf Geschwindigkeit ist kann man schön zwischensprinten, bspw. beim Überholen. Sobald es aber kurviger wird merkt man das enorme Gewicht des Fahrzeugs. Und auch die Bremsen wirken unterdimensioniert. Ich hatte auf einer Landsstraße mal auf 120 beschleunigt und musste dann scharf abbremsen, weil ein Blindfisch von einem Feldweg auf die Landstraße abbog und meine Geschwindigkeit unterschätzte oder mich gleich ganz übersehen hat. Der Bremsweg bis runter auf 50km/h dauerte echt lange. Bremsen und Rekuperation sind bei dem Auto auch ein seltsames Thema. Wenn man in der normalen Fahrzeugeinstellung vom Gas geht rollt das Fahrzeug einfach weiter, die Geschwindigkeit wird nur sehr langsam abgebaut. Auch eine Rekuperation wird im Display nicht angezeigt. Das kenne ich vom BMW i3 und Renault Zoe anders. Bei vielen Elektrofahrzeugen wird das "One-Pedal-Driving" beworben, also dass man fast nur noch das Gaspedal benötigt und zum Bremsen mit etwas Übung das Bremspedal nicht mehr braucht, weil das Auto von allein bis zum Stillstand verzögert um dadurch Bremsenergie zurückzugewinnen. Nicht so beim E-Tron. Man kann zwar an den Schaltwippen am Lenkrad dem Auto sagen, dass es rekuperieren und verzögern soll, und das auch in zwei Stufen. Allerdings wird diese Einstellung nach jedem neuen Gasschub wieder deaktiviert und für jeden neuen "Bremsvorgang" muss man wieder aktiv die Schaltwippen betätigen. Wäre schön, wenn man das Rekuperationsverhalten dauerhaft ein- und ausschalten kann.

Während der Fahrt ist es im Auto dann wie erwartet sehr ruhig. Ohne Radio oder Musik ist das lauteste Geräusch im Auto das Relais vom Blinker. Ab ca. 100km/h kommen dann noch Windgeräusche dazu. Vom Motor hört man auch bei 140 nur ein leises Surren. Auch von außen scheint das Auto wirklich sehr leise zu sein, denn mir sich fast 2 Radfahrer in die Seite gefahren, weil sie meine Vorfahrt (rechts vor links) missachtet hatten. Bei dem kurzen Gespräch darauf sagten sie dann, sie hätten mich nicht gehört.


Zum Mietbeginn zeigte der Akku eine Restreichweite von 188km an. Ich bin 26km gefahren und der Akku hatte zeigte bei Mietende eine Restreichweite von 170km an.


Mein Fazit: Schickes Auto, aber da muss Audi noch ein wenig nachbessern. Für einen Preis von über 100.000€ darf ich das aber auch erwarten.

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