Tag 16 der Trans China Tour

Vielleicht bekommt diese ganz spezielle Kulisse durch die leichten Nebelschwaden an diesem Morgen sogar den letzten Schliff: Geradezu mysteriös wirkt die Landschaft mit den vielen steilen Bergkegeln auf den ersten Kilometern. Die Startetappe der vierten Teilnehmergruppe zeigt nicht nur ein ländliches, sondern auch ein überraschend touristisches China.

Die weiße Startrampe scheint wie erleuchtet, selbst bei diesem diffusen Licht. In dem Park wirkt selbst sie wie eine Skulptur, schließlich ist die Rampe umgeben von zahlreichen, großformatigen Werken zeitgenössischer Künstler aus China. Das Yuzi Paradise in Guilin ist ein Zentrum der modernen Kunst mit integriertem Hotel, weit mehr ein Museum als eine Herberge und in jedem Fall ein Gesamtkunstwerk. Es ist wie anderswo auch auf der Welt: Rhy-Chang Tsao, ein offensichtlich durchaus vermögender Geschäftsmann, leistet sich dieses Idyll, lädt Künstler auf das Gelände zur Arbeit ein, bietet ihnen Atelier und Auftrag. Das Ergebnis: Die ausgestellten Werke sind auch auf dem Gelände entstanden.

Kurz nach 10 Uhr schwingt Tour-Chef Florian Urbitsch heute die Startflagge, die 13. Etappe der Audi Q3 Trans China Tour beginnt mit leichter Verzögerung. Das Vorab-Team, das etwa eine Stunde vor der großen Gruppe die Strecke noch mal checkt, hatte von einer neuen Straßenbaustelle berichtet. Eins der Dörfer war komplett dicht. Eine Umleitung musste gefunden werden, nicht ganz einfach in dieser Gegend. Denn die kleinen Landstraßen durch das Hinterland, kurvige Betonpisten meist, schlängeln sich eng zwischen Dörfern, Reisfeldern und Karstbergen. Zwar gibt es nicht viele Alternativen, eine neue Strecke ist dennoch bald gefunden und die Show auf dieser einzigartigen Bühne der Natur beginnt: Wie steil aufragende Türme stehen die Karsthügel in der Landschaft, mit teilweise kahlen Felsen und dann wieder dicht grünem Bewuchs an den Seitenwänden.

Doch wie sind diese Kegel entstanden? Der in der Provinz Guangxi vorkommende sogenannte Turmkarst ist nichts anderes als Kohlensäureverwitterung. So sind die Erhebungen das Ergebnis von Erosion durch Kohlensäure, die durch die Reaktion von (Regen-)Wasser mit dem in der Luft enthaltenen Kohlendioxid entsteht. Risse im Kalkstein vergrößern sich mit der Zeit und entwickeln sich zu Hohlräumen. Wenn diese Höhlen irgendwann zusammenbrechen, bleiben nur die Seitenwände stehen oder eben einzelne Pfeiler – jeweils ein paar Hundert Meter hoch. Für Steilwandkletterer ist die Region ein wahres Paradies.

Manche der Kegel bergen auch heute noch größere Höhlen in sich. Sie waren früher Zufluchtsorte und sind heute ausgebaute Attraktionen für wahre Heerscharen an Besuchern. Yangshuo, das erste Ziel der vierten Gruppe, ist eins der Touristenzentren Chinas, mit vielen Gästen aus dem eigenen Land, aber auch aus dem Westen. Dank einer besonders lobenden Erwähnung im legendären „Lonely Planet“-Reiseführer wurde Yangshuo zu einem Mekka der Rucksacktouristen, schon als freies Reisen in China überhaupt erst möglich wurde.

Vor allem sind es aber meist Chinesen, die heute den mit rund 300.000 Einwohnern noch recht überschaubaren Ort besuchen und schier überfluten. Unwillkürlich fragt man sich, wo sie alle herkommen, Beschäftigte in China haben doch extrem wenige Urlaubstage. Nun, es ist Sonntag, und man darf auch hier die Dimensionen nie vergessen: In diesem Land leben mehr als 1,3 Milliarden Menschen, was sind da gerade mal 80 Millionen Deutsche?

In vielerlei Hinsicht ist Yangshuo das Gegenteil der Boomcitys im Osten. Hier gibt es keine Glasfassaden, keine 30-stöckigen Wohnhäuser, keine achtspurigen Verkehrsadern. Mittelpunkt der Stadt ist die Weststraße, Fußgängerzone mit gemütlichen Cafés, vor allem aber Ladenmeile für jeglichen Tand und Nippes, den man sich nur vorstellen kann. Natürlich lassen sich hier alle Vorurteile über China-Nepp und Preise-Nepp bestätigen, man kann aber auch einfach nur das hektische Treiben genießen.

Wer den durch Yangshuo fließenden Li Jang gesehen hat und für umwerfend schön hält, gerät beim Anblick des Yulong noch mehr ins Schwärmen. Die Landschaft rechts und links dieses ruhigen Stroms, der etwa vier Kilometer südwestlich von Yangshuo fließt und zahlreiche Badegelegenheiten bietet, ist atemberaubend. Ein beliebtes Ausflugsziel ist die rund zehn Kilometer flussaufwärts gelegene Drachenbrücke, deren steinerner Brückenbogen 600 Jahre alt ist und zu den größten der Provinz Guangxi zählt.

Morgen übrigens, am zweiten Tag der vierten Welle, bleiben zwar die Karstkegel entlang der Straße noch erhalten, doch die Größe der Orte wächst wieder ins vertraute Format: Von Yangshuo (310.000 Einwohner) geht es über Wuzhou (drei Millionen Einwohner) bis nach Zhaoqing (vier Millionen Einwohner).

Quelle: http://www.audi-q3-trans-china-tour.com

Kommentare 1

  • De Farb hat echt was..