Mit seinem vierten Sieg in Folge ist es René Rast gelungen, den Titelkampf in der DTM weiter offenzuhalten. Mercedes-Benz sicherte sich in Spielberg vorzeitig die Markenwertung, in der prestigeträchtigeren Fahrerwertung hat der amtierende Champion vor den letzten beiden Rennen auf dem Hockenheimring am 13./14. Oktober nur noch 30 Punkte Rückstand auf Paul Di Resta und 26 auf Gary Paffett. Einen ähnlichen Rückstand machte Rast im vergangenen Jahr in Hockenheim mit einem perfekten Finalwochenende noch wett. Ein Platz in den Top Drei der Fahrerwertung ist dem Shootingstar der DTM schon jetzt sicher.
Wie schon am Samstag gelang Rast auch am Sonntag auf einer teils noch feuchten Strecke kein perfektes Qualifying. Vom siebten Startplatz schob sich der Titelverteidiger mit seinem Audi RS 5 DTM aber schon in der ersten Runde auf Position vier nach vorn. Mit starken Rundenzeiten zur Rennmitte und einem schnelleren Boxenstopp gelang es Rast, seine beiden Titelrivalen Gary Paffett und Paul Di Resta und anschließend auch Nico Müller zu überholen. Der Schweizer war aus der ersten Reihe gestartet und hatte sich in den ersten Runden ein spannendes Duell mit Gary Paffett geliefert, ehe er sich kurz vor den Boxenstopps etwas absetzen konnte. „Das Duell hat viel Spaß gemacht und mein Auto war auch heute fantastisch“, sagte Müller. „Vielen Dank an Audi und mein Team! Dass ich mich gegen René nicht allzu sehr gewehrt habe, ist mit Blick auf die Tabelle logisch. Audi hat hier fünf von sechs Podestplätzen und zwei Siege geholt. Das ist einfach fantastisch.“
René Rast war nach dem Rennen ziemlich sprachlos. „Es war ein unglaubliches Wochenende“, sagte der Titelverteidiger, der den Siegerpokal von „Volks-Rock-’n’-Roller“ Andreas Gabalier entgegennahm. „Ich bin unheimlich dankbar für ein gutes Rennen, ein gutes Auto, einen guten Boxenstopp und wieder gutes Teamwork. Ich bin einfach überglücklich.“
Dem 31-jährigen Deutschen gelang erneut ein kleines Stück DTM-Geschichte: Nach Klaus Ludwig, Nicola Larini und Alessandro Nannini ist er erst der vierte Fahrer, der vier Siege in Folge feierte. Zuletzt war das 1996 Nannini gelungen. In der „neuen“ DTM (seit 2000) ist Rast sogar der erste Fahrer überhaupt.
Dank Mike Rockenfeller vom Audi Sport Team Phoenix auf Platz acht holten auch am Sonntag alle drei Audi Sport Teams Punkte. Jamie Green, Robin Frijns und Loïc Duval blieben auf den Plätzen zwölf, 13 und 16 ohne Punkte.
Das war das Rennen am Samstag:
Was für ein Spektakel! Regen im Qualifying, eine im Rennen zum Teil noch feuchte Strecke und zwei Safety-Car-Phasen waren die Zutaten, die den 17. Saisonlauf der DTM 2018 zu einem Allzeitklassiker machten. Bis kurz vor Rennende sah Daniel Juncadella (Mercedes-Benz) wie der sichere Sieger aus. Der Spanier hatte kurz vor Halbzeit den lange Zeit führenden Mike Rockenfeller überholt und einen Vorsprung von knapp zwei Sekunden auf den Audi-Fahrer, als BMW-Pilot Timo Glock eine Safety-Car-Phase auslöste. Beim IndyCar-Restart leistete sich Juncadella einen Regelverstoß und lieferte den dahinter folgenden Audi-Piloten eine unerwartete Steilvorlage, die René Rast, Mike Rockenfeller und Nico Müller eiskalt verwandelten.
Während gegen Juncadella in der letzten Runde eine Durchfahrtstrafe ausgesprochen wurde, ließen Rockenfeller und Müller in der letzten Kurve Rast den Vortritt. „Natürlich will man am liebsten selbst gewinnen“, sagte Rockenfeller nach der turbulenten Schlussphase. „Aber René ist unsere einzige Chance im Titelkampf. Deshalb war es in dieser Phase der Meisterschaft klar, dass wir ihm helfen. Das haben wir heute gut hinbekommen.“
„Von Startplatz neun zu gewinnen kommt nicht so oft vor“, sagte Rast nach seinem insgesamt siebten Erfolg in der DTM. „Es war ein unheimlich hartes Rennen und Mike (Rockenfeller) und Nico (Müller) hätten den Sieg bzw. den zweiten Platz heute verdient gehabt. Aber mit Blick auf meine Chance, die Meisterschaft weiter offen und spannend zu halten, war es natürlich toll, dass sie mir geholfen haben.“
Entscheidend war dabei, dass Rast beim Restart drei Runden vor Schluss den BMW von Marco Wittmann überholte, der ihn zuvor viel Zeit und mehrere Plätze gekostet hatte. Damit brachte er sich in die Position, die Hilfe seiner Markenkollegen annehmen zu können.
Dieter Gass (Audi-Motorsportchef)
„Was für ein Wochenende für Audi! Was wir hier erreicht haben, damit hat niemand gerechnet: Beide Rennen gewonnen und fünf von sechs möglichen Podiumsplätzen geholt – das ist unglaublich. Am Samstag haben wir von unseren Wettbewerbern ein paar Geschenke bekommen, aber der 100. Audi-Sieg am Sonntag geht ganz klar auf das Konto Performance. Nico (Müller) und René (Rast) waren einfach die Schnellsten. Auch die Boxenstopps waren top und im perfekten Moment. Mike (Rockenfeller) hat bei den schwierigen Bedingungen am Samstag einen starken Job gemacht. Wir haben insgesamt tolles Teamwork unserer Fahrer und viel Action auf der Strecke gesehen. Dass René nach dem schwierigen Saisonstart noch mit Titelchancen in das Finale geht, ist eine unglaubliche Geschichte. Die DTM-Fans dürfen sich auf einen spannenden Showdown in Hockenheim freuen, bei dem René nichts verlieren, aber alles gewinnen kann.“
René Rast (Audi Sport RS 5 DTM #33) Platz 1 / Platz 1
„Ein unglaubliches Wochenende. Nach zwei schlechten Qualifyings konnten wir zwei geniale Siege herausfahren. Wobei im Samstagsrennen viel Teamwork geholfen hat, den Sieg zu holen. Es zeichnet das Team aus, dass man ohne viele Absprachen in der Lage ist, den Teamkollegen zu helfen. Das ist uns gelungen. Das Rennen am Sonntag war so, wie man es sich als Rennfahrer erträumt: ein perfekter Start, eine gute erste Runde, eine perfekte Strategie, tolle Stopps und keine Fehler. Es lief alles nach Plan. Wir haben vor dem Saisonfinale unseren Rückstand auf die beiden Führenden in der Meisterschaft weiter verkleinert. In Hockenheim kann alles passieren.“
Nico Müller (Castrol EDGE Audi RS 5 DTM #51) Platz 3 / Platz 2
„Ich bin mit dem gesamten Wochenende sehr zufrieden. Mein Team hat einen super Job gemacht und mir ein sehr schnelles Auto hingestellt. Das in zwei Podiumsplätze umzuwandeln und René (Rast) zu helfen, die Meisterschaft weiterhin offen zu halten, war ein großes Plus. Man muss vor den Leuten zu Hause in Neuburg und Neckarsulm den Hut ziehen, die nicht aufgegeben und uns in die Position gebracht haben, Mercedes vor dem Saisonfinale noch einmal unter Druck zu setzen. Ich hatte eine Top-Performance im Qualifying und war im Rennen immer schnell. Diese wichtigen Punkte mitzunehmen tut gut. Das versuchen wir auch in Hockenheim – oder vielleicht noch ein Plätzchen besser.“
Mike Rockenfeller (Schaeffler Audi RS 5 DTM #99) Platz 2 / Platz 8
„Ein mega Wochenende für Audi. Für mich persönlich war der Samstag nicht schlecht, als ich das Rennen fast gewonnen hätte. Am Sonntag im Qualifying hat mich Marco Wittmann auf meiner letzten und entscheidenden Runde geblockt. Das hat er nicht mit Absicht gemacht, aber es war unglücklich. Ich war so nahe, dass ich abbrechen musste und in die Box gefahren bin. Dadurch stand ich nur auf Startplatz 13, das ist zu wenig, denn jeder weiß, wie schwer es ist, nach vorn zu kommen. Im Rennen war ich schnell und wir hatten eine gute Strategie. Der achte Platz ist okay.“
Jamie Green (Hoffmann Group Audi RS 5 DTM #53) Platz 5 / Platz 12
„Der Samstag war ganz okay. Im Qualifying war ich nicht besonders gut im Nassen, doch im Trockenen konnte ich im Rennen vom Restart profitieren und fuhr vom zehnten auf den fünften Platz vor. Das war mein bestes Ergebnis in dieser Saison. Am Sonntag belegte ich Platz zwölf im Qualifying, das war nicht gut, aber auch nicht schlecht im Vergleich zu den anderen Audi. Ich bin einen langen ersten Stint gefahren und wollte am Ende auf frischen Reifen überholen. Doch leider war ich dann nicht schnell genug. Ich fuhr in einer langen Schlange von Autos und holte als Zwölfter keine Punkte.“
Robin Frijns (Aral Ultimate Audi RS 5 DTM #4) Platz 11 / Wertungsausschluss
„Das Qualifying am Samstag war mit Platz acht nicht schlecht. Im Rennen wurde ich dann bereits in der ersten Runde in eine Kollision verwickelt, konnte aber trotz des beschädigten Autos noch attackieren. Am Sonntag habe ich im Rennen anfangs auf die Spitze aufgeholt. Aber nach dem Boxenstopp fühlte sich das Auto mit einem Mal ganz anders an und untersteuerte. Was genau die Ursache dafür war, werden wir uns jetzt genau anschauen.“
Loïc Duval (Audi Sport RS 5 DTM #28) Ausfall / Platz 15
„Für mich war es das zweite schwierige Wochenende in Folge. Am Freitag waren wir gut unterwegs. Im Qualifying am Samstag reichte es immerhin zu Platz elf, aber leider hatten wir im Rennen den Crash in der ersten Runde. Am Sonntag auf nasser Strecke waren wir im Qualifying mit dem ersten Reifensatz in den Top 10. Als die Strecke abtrocknete, konnte ich mich nicht verbessern. Im Rennen waren wir nicht schnell genug.“