Konzern baut weltweit die Produktion von Elektroautos massiv aus

Der Volkswagen Konzern setzt den Wandel zur Elektromobilität mit voller Kraft um: Bis Ende 2022 sollen an 16 Standorten weltweit batterieelektrische Fahrzeuge produziert werden. Das hat Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, auf der Jahrespressekonferenz des Konzerns in Berlin angekündigt. Aktuell werden im Konzern an drei Standorten E-Fahrzeuge produziert, bereits in zwei Jahren werden dafür neun weitere Werke des Konzerns gerüstet sein. Um für den massiven Ausbau der umweltfreundlichen Elektromobilität die Batteriekapazitäten zu sichern, wurden bereits Partnerschaften mit Batterieherstellern für Europa und für China vereinbart. Die bisher beauftragten Umfänge belaufen sich auf ein Volumen von rund 20 Mrd. Euro. Für Nordamerika steht die Lieferantenentscheidung kurz bevor.

„Wir haben in den vergangenen Monaten alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die ‚Roadmap E‘ zügig und entschlossen umzusetzen", erklärte Konzernchef Müller in Berlin. Volkswagen hatte im vergangenen Herbst mit seiner „Roadmap E" angekündigt, bis zum Jahr 2025 bis zu drei Millionen E-Autos pro Jahr zu bauen und 80 neue elektrifizierte Konzernmodelle auf den Markt zu bringen. Zu den acht E-Autos und Plug-In-Hybriden, die der Konzern bereits im Programm hat, kommen bereits im laufenden Jahr neun weitere neue Fahrzeuge hinzu - davon drei reine E-Fahrzeuge.

Einige Neuheiten aus dem Konzern wurden vergangene Woche auf dem Autosalon in Genf vorgestellt, etwa der Audi e-tron, der Porsche Mission E und mit dem I.D. Vizzion ein weiteres Mitglied der Volkswagen I.D.-Familie. Ab 2019 gehe es dann bei der E-Modelloffensive „fast im Monatsrhythmus" weiter, sagte Müller: „Über alle Marken und Regionen hinweg wollen wir auf diese Weise schon in wenigen Jahren die weltweit größte Elektro-Flotte auf die Straße gebracht haben."

Der Vorstandsvorsitzende betonte aber, dass dies nicht die Abkehr von konventionellen Antrieben bedeute. Der moderne Dieselantrieb sei – auch mit Blick auf den Klimaschutz – Teil der Lösung, nicht das Problem. „Wir investieren kraftvoll in die Mobilität von morgen – aber ohne die aktuellen Technologien und Fahrzeuge zu vernachlässigen, die noch für Jahrzehnte eine wichtige Rolle spielen werden", sagte Müller. „Allein 2018 fließen fast 20 Mrd. Euro in unser konventionelles Fahrzeug- und Antriebsportfolio; über die nächsten fünf Jahre sollen es in Summe über 90 Mrd. Euro sein."

Das wichtige Zukunftsthema „Digitalisierung" treibt im Konzern ein eigener Vorstandsausschuss unter der Leitung von Konzernchef Müller voran. „Die Zukunft der Mobilität gewinnt langsam Konturen, genauso wie die künftige Gestalt des Volkswagen Konzerns", so Müller. Bestes Beispiel dafür ist der SEDRIC, mit dem der Volkswagen Konzern die Potenziale des vollautonomen Fahrens erstmals gezeigt hat. Der im Konzern entworfene SEDRIC werde künftig „bei einer unserer Konzernmarken in Richtung Serie weiterentwickelt", kündigte Müller an.

Der 2016 auf den Weg gebrachte Wandel des gesamten Konzerns werde „von Tag zu Tag konkreter, sichtbarer, erlebbarer", so Müller. Mit TOGETHER – Strategie 2025 sei genau der Ruck durch das Unternehmen gegangen, den es bei Volkswagen gebraucht habe. „2017 war ein exzellentes Jahr für den Volkswagen Konzern und seine Marken. Wir sind wieder in der Offensive – und wir werden es weiter bleiben", betonte der Vorstandschef. Das gelte insbesondere für die Elektromobilität. „Mit der ‚Roadmap E‘ haben wir ein starkes Zeichen gesetzt, wie ernst wir es meinen", so Müller. Der Volkswagen Konzern hatte im vergangenen Jahr mit der „Roadmap E" die umfassendste Elektrifizierungsoffensive in der Automobilindustrie gestartet.

Schon jetzt zahle sich die Neuausrichtung im gesamten Konzern aus. „Wir sind finanziell robust und strategisch richtig aufgestellt", so Müller. „Bei uns ist viel in Bewegung gekommen. Und wir haben noch sehr viel vor. Der Tanker Volkswagen hat seine Richtung geändert. Kurs: Zukunft!"

Für den Wandel ist der Volkswagen Konzern finanziell gut gerüstet. Trotz hoher Milliardenabflüsse durch die Dieselkrise lag die Nettoliquidität Ende 2017 mit 22,4 Mrd. Euro weiter auf einem sehr soliden Niveau. Finanzvorstand Frank Witter: „Die Zahlen des Jahres 2017 belegen: Wir gestalten aktiv den Wandel unseres Unternehmens. Und wir werden auch 2018 nicht nachlassen." Der Finanzvorstand betonte in Berlin, wo die Jahrespressekonferenz erstmals im konzerneigenen DRIVE.Volkswagen Group Forum stattfand, dass das Ergebnis ein starkes operatives Geschäft im Konzern widerspiegelt.

Kennzahlen 2017: Starkes Ergebnis trotz Dieselthematik

Das Geschäftsjahr 2017 hat der Volkswagen Konzern erfolgreich abgeschlossen. Bei fast allen wesentlichen Kennzahlen wurden Rekordwerte erzielt, allen voran bei den ausgelieferten Fahrzeugen: 10,7 Mio. Kunden weltweit – mehr als je zuvor – haben sich im letzten Jahr für ein Modell einer Konzernmarke entschieden. Darin enthalten sind die Verkäufe der chinesischen Joint Ventures, die im Berichtsjahr 2017 (inkl. Hongkong und Importe) 4,2 Mio. Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert haben. Das waren 5,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Auch der Konzernumsatz stieg 2017 auf eine Bestmarke. „Die Umsatzerlöse des Konzerns lagen mit 230,7 Mrd. Euro um 6,2 Prozent über dem Vorjahreswert, damit haben wir einen neuen Rekordwert erzielt", erläuterte Finanzvorstand Frank Witter. Auch das Operative Ergebnis fiel sowohl vor als auch nach Sondereinflüssen so gut aus wie nie zuvor – es betrug vor Sondereinflüssen 17,0 Mrd. Euro, nach Sondereinflüssen 13,8 Mrd. Euro. „Das ist das beste Operative Ergebnis, auch nach Sondereinflüssen, das der Volkswagen Konzern je erreicht hat", so Witter. Der Anstieg resultierte im Wesentlichen aus positiven Volumen-, Mix- und Margeneffekten sowie aus verbesserten Produktkosten. Die operative Rendite vor Sondereinflüssen stieg von 6,7 auf7,4 Prozent.

Insgesamt belasteten 2017 Sondereinflüsse aus der Dieselthematik von –3,2 Mrd. Euro das Operative Ergebnis, nach – 6,4 Mrd. Euro im Vorjahr. Diese Belastungen im abgelaufenen Geschäftsjahr beruhten im Wesentlichen auf höheren Aufwendungen für die Rückkauf- bzw. Nachrüstprogramme von 2,0 l und 3,0 l TDI-Fahrzeugen in Nordamerika sowie auf höheren Rechtsrisiken.

Anders als bei den Auslieferungen ist im Umsatz und im Operativen Ergebnis des Konzerns das Geschäft der chinesischen Joint Ventures nicht enthalten, da diese At Equity bilanziert werden. Die Joint Ventures in der Volksrepublik erzielten im Geschäftsjahr 2017 ein anteiliges Operatives Ergebnis von 4,7 Mrd. Euro, nach knapp 5,0 Mrd. Euro im Vorjahr. Zudem wurde mit dem chinesischen Hersteller Anhui Jianghuai Automobile (JAC) ein weiteres Joint Venture vereinbart, das Elektrofahrzeuge entwickeln, produzieren und vertreiben wird. Der Konzern plant außerdem, künftig in China produzierte Fahrzeuge zu exportieren – zunächst auf die Philippinen und später in weitere südostasiatische Märkte.

Das Finanzergebnis 2017 ging gegenüber dem Vorjahr von 0,2 auf 0,1 Mrd. Euro zurück. Das Ergebnis vor Steuern stieg im Berichtsjahr auf 13,9 Mrd. Euro und übertraf den Vorjahreswert um 6,6 Mrd. Euro. Das Ergebnis nach Steuern belief sich auf 11,6 (5,4) Mrd. Euro. Mit 16,3 (26,2) Prozent war die Steuerquote 2017 deutlich geringer. Grund war die zu Jahresende beschlossene US-Steuerreform, die zu einem einmaligen positiven, nicht liquiditätswirksamen Bewertungseffekt in Höhe von 1,0 Mrd. Euro führte.

Für die Aktionäre der Volkswagen AG wurde ein Ergebnisanteil von 11,4 (5,1) Mrd. Euro erwirtschaftet. Witter: „Vorstand und Aufsichtsrat freuen sich, den Aktionären eine Dividende je Stammaktie von 3,90 Euro und je Vorzugsaktie von 3,96 Euro vorschlagen zu können."

Bei den Forschungs- und Entwicklungskosten standen 2017 neben neuen Modellen die Elektrifizierung des Fahrzeugportfolios, eine effizientere Motorenpalette sowie die Digitalisierung im Mittelpunkt. Die Sachinvestitionen im Konzernbereich Automobile lagen mit 12,6 (12,8) Mrd. Euro auf Niveau des Vorjahres. Die F&E-Quote, der Anteil der gesamten Forschungs- und Entwicklungskosten an den Umsatzerlösen des Konzernbereichs Automobile, ging auf 6,7 (7,3) Prozent zurück. Die Sachinvestitionsquote konnte ebenfalls deutlich auf 6,4 (6,9) Prozent gesenkt werden. „Wir halten unverändert an unserem Ziel fest, die Sachinvestitionsquote und die F&E-Quote bis 2020 jeweils auf sechs Prozent zu reduzieren", betonte Finanzvorstand Witter in Berlin.

Der Netto-Cash-flow des Konzernbereichs Automobile ging infolge der hohen Mittelabflüsse aus der Dieselthematik um 10,3 Mrd. auf –6,0 Mrd. Euro zurück. Ohne diese Auszahlungen habe der Netto-Cash-Flow trotz hoher Zukunftsinvestitionen bei rund 10 Mrd. Euro gelegen, betonte Witter: „Der Netto-Cash-flow spiegelt das starke operative Geschäft wider und belegt eindrucksvoll unsere Finanzkraft." So lag die Netto-Liquidität im Bereich Automobile Ende 2017 mit 22,4 Mrd. Euro weiterhin auf einem robusten Niveau.

Marken und Geschäftsfelder

Infolge der neuen Zuordnung von Gesellschaften waren die Umsatzerlöse der Marke Volkswagen Pkw im Jahr 2017 mit 80,0 Mrd. Euro um 24,3 Prozent niedriger als im Vorjahr. Das Operative Ergebnis vor Sondereinflüssen stieg auf 3,3 (1,9) Mrd. Euro. Die operative Rendite vor Sondereinflüssen stieg auf 4,1 (1,8) Prozent. Aus der Dieselthematik ergaben sich Sondereinflüsse in Höhe von –2,8 (im Vorjahr insgesamt –5,2) Mrd. Euro.

Die Umsatzerlöse der Marke Audi übertrafen 2017 mit 60,1 Mrd. Euro den Vorjahreswert um 0,8 Mrd. Euro. Das Operative Ergebnis vor Sondereinflüssen lag mit 5,1 (4,8) Mrd. Euro über dem Niveau des Vorjahres. Die operative Rendite vor Sondereinflüssen lag bei 8,4 (8,2) Prozent. Aus der Dieselthematik ergaben sich Sondereinflüsse in Höhe von –0,4 (Vorjahr insgesamt –1,8) Mrd. Euro. In den Finanzkennzahlen der Marke Audi sind die Marken Lamborghini und Ducati enthalten.

Die Umsatzerlöse der Marke ŠKODA waren im vergangenen Geschäftsjahr mit 16,6 Mrd. Euro um 20,8 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Das Operative Ergebnis verbesserte sich um 34,6 Prozent auf 1,6 Mrd. Euro; der Anstieg resultierte vor allem aus dem gestiegenen Volumen und Mixeffekten. Die operative Rendite nahm von 8,7 Prozent im Vorjahr auf 9,7 Prozent zu.

SEAT setzte im Geschäftsjahr 2017 seine positive Entwicklung fort: Die Umsatzerlöse übertrafen mit 9,9 Mrd. Euro den Rekordwert des Vorjahres um 11,2 Prozent. Das Operative Ergebnis verbesserte sich um 24,8 Prozent auf 191 (153) Mio. Euro. Belastungen aus Kostensteigerungen konnten durch das höhere Volumen, positive Mixeffekte und verbesserte Margen kompensiert werden. Die operative Rendite bei SEAT belief sich auf 1,9 (1,7) Prozent.

Bentley verzeichnete im abgelaufenen Geschäftsjahr Umsatzerlöse in Höhe von 1,8 Mrd. Euro; ein Rückgang um 9,2 Prozent zum Vorjahr. Das Operative Ergebnis ging auf 55 (112) Mio. Euro zurück. Die operative Rendite lag bei 3,0 (5,5) Prozent.

Das Geschäftsjahr 2017 war für Porsche erneut sehr erfolgreich: Die Umsatzerlöse von Porsche Automobile legten um 4,7 Prozent auf 21,7 (20,7) Mrd. Euro zu. Das Operative Ergebnis verbesserte sich um 7,2 Prozent auf 4,0 Mrd. Euro; der Anstieg resultierte insbesondere aus dem höheren Volumen. Die operative Rendite belief sich auf 18,5 (18,0) Prozent.

Volkswagen Nutzfahrzeuge erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2017 Umsatzerlöse in Höhe von 11,9 (11,1) Mrd. Euro. Das Operative Ergebnis stieg trotz höherer Kosten infolge des Ausbaus des Produktionsnetzwerkes margen-, volumen- und wechselkursbedingt sowie aufgrund von Produktkostenverbesserungen um 87,6 Prozent auf 853 Mio. Euro. Die operative Rendite verbesserte sich deutlich auf 7,2 (4,1) Prozent.

Im Geschäftsjahr 2017 waren die Umsatzerlöse der Marke Scania mit 12,8 (11,3) Mrd. Euro um 1,5 Mrd. Euro höher als im Vorjahr. Das Operative Ergebnis (im Vorjahr vor Sondereinflüssen) verbesserte sich auf 1,3 (1,1) Mrd. Euro, was neben dem höheren Fahrzeugabsatz auf eine Steigerung des Servicegeschäfts zurückzuführen war. Die operative Rendite (im Vorjahr vor Sondereinflüssen) lag im Berichtsjahr bei 10,1 (9,5) Prozent.

Die Umsatzerlöse von MAN Nutzfahrzeuge stiegen 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 10,8 Prozent auf 11,1 Mrd. Euro. Das Operative Ergebnis (im Vorjahr vor Sondereinflüssen) verbesserte sich volumen- und margenbedingt auf 362 (230) Mio. Euro, auch das eingeleitete Zukunftsprogramm wirkte sich weiter positiv aus. Die operative Rendite (im Vorjahr vor Sondereinflüssen) lag bei 3,3 (2,3) Prozent.

Im Bereich Power Engineering gingen die Umsatzerlöse auf 3,3 (3,6) Mrd. Euro zurück. Das Operative Ergebnis (im Vorjahr vor Sondereinflüssen) belief sich auf 193 (194) Mio. Euro, die operative Rendite (im Vorjahr vor Sondereinflüssen) stieg auf 5,9 (5,4) Prozent.

Ab 1. Januar 2017 wird das Finanzdienstleistungsgeschäft von Porsche innerhalb von Volkswagen Finanzdienstleistungen berichtet. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschaftete Volkswagen Finanzdienstleistungen Umsatzerlöse in Höhe von 31,8 Mrd. Euro; das waren 15,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit 2,5 Mrd. Euro übertraf das Operative Ergebnis den Vorjahreswert um 16,9 Prozent und erreichte damit einen neuen Rekordwert. Der Anstieg resultierte neben der Einbeziehung der Porsche Finanzdienstleistungen vor allem aus Margenverbesserungen und dem Geschäftswachstum.

Ausblick für 2018

Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern, dass die Auslieferungen an Kunden des Volkswagen Konzerns im Jahr 2018 den Vorjahreswert moderat übertreffen werden. Herausforderungen ergeben sich im laufenden Geschäftsjahr vor allem aus dem konjunkturellen Umfeld, der steigenden Wettbewerbsintensität, volatilen Wechselkursverläufen sowie der Dieselthematik. Zudem gilt in der EU ein neues, zeitlich aufwendigeres Testverfahren zur Bestimmung von Schadstoff- und CO2-Emissionen sowie des Kraftstoffverbrauchs bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen (WLTP).

Erwartet wird, dass die Umsatzerlöse des Volkswagen Konzerns um bis zu fünf Prozent über dem Vorjahreswert liegen werden. Für das Operative Ergebnis wird mit einer operativen Rendite zwischen 6,5 und 7,5 Prozent gerechnet.