Porsche LMP Team steht vor hartem Kampf um den Gesamtsieg

Der Countdown zum Saisonhöhepunkt ist weit heruntergezählt: Am 17./18. Juni stellt sich Porsche erneut dem Kampf um die Kronjuwelen des Langstreckensports und will die 24 Stunden von Le Mans zum dritten Mal in Folge gewinnen. Der große Gegner auf der Strecke ist Toyota. Dem japanischen Hersteller ist bislang noch kein Le-Mans-Sieg geglückt. 2016 fiel Toyota in einem dramatischen Finish in Führung liegend nur wenige Minuten vor dem Ziel mit technischem Defekt aus. 2017 tritt die Konkurrenz mit drei Fahrzeugen gegen die zwei Porsche 919 Hybrid in der Top-Kategorie LMP1-H an.

Fünf Gesamtsieger im Porsche-Fahrerkader:

Am Steuer des Porsche 919 Hybrid mit der Startnummer 1 wechseln sich Neel Jani (33/CH), André Lotterer (35/DE) und Nick Tandy (32/GB) ab. Die drei vereinen 20 Le-Mans-Starts und fünf Gesamtsiege auf sich. Jani (8 Starts, 1 Gesamtsieg) ist 2017 der einzige Titelverteidiger in Le Mans, außerdem amtierender Weltmeister in der FIA Langstrecken-WM und obendrein seit 2015 Qualifying-Rekordhalter in Le Mans. Lotterer (8 Starts, 3 Gesamtsiege) steht nach seiner erfolgreichen Karriere mit Audi vor seinem ersten Le-Mans-Einsatz für Porsche. Tandy startet zum zweiten Mal in der LMP1-Klasse an der Sarthe. Er war dort drei Mal in der GT-Kategorie am Start und holte 2015 als LMP1-Rookie für Porsche den 17. Gesamtsieg.

Die Besetzung des Schwesterautos – Earl Bamber (26/NZ), Timo Bernhard (36/DE) und Brendon Hartley (27/NZ) – bringt es auf 17 Teilnahmen und zwei Gesamtsiege. Bamber (2 Starts, 1 Gesamtsieg) gewann 2015 als LMP1-Rookie zusammen mit Tandy. 2016 trat er für Porsche in der GT-Klasse an. Die größte Erfahrung in diesem Trio bringt Bernhard mit: Er startete bereits zehn Mal in Le Mans, das erste Mal 2002 für Porsche in der GT-Klasse. Der Klassensieg gelang auf Anhieb. Seit 2010 ist auch sein Name auf dem Gesamtsieger-Pokal eingraviert, seinerzeit war der Porsche-Werksfahrer an Audi ausgeliehen. Hartley (5 Starts) teilt sich bereits seit 2014 ein Cockpit mit Bernhard und ist der Hungrigste von allen: Ihm blieb der Gesamtsieg bisher verwehrt.

Das Duell gegen die Uhr, gegen die Elemente und gegen Toyota:

„Le Mans 2017 wird ein extrem hartes Rennen", ist sich Fritz Enzinger der Herausforderung bewusst, „womöglich wird es noch schneller als 2016." Der Leiter LMP1 betont: „Das wird keineswegs nur ein Duell gegen Toyota. Der härteste Gegner in Le Mans ist und bleibt das Rennen selbst. Den Respekt vor diesen über 5000 Kilometern bei Tag und bei Nacht mit oft wechselnden Wetterbedingungen und Geschwindigkeiten von über 330 km/h im permanenten Überrundungsverkehr darf man nie verlieren. Es gibt keine Garantien, es kann immer alles passieren. Aber nur, wer sich monatelang top vorbereitet hat, fehlerfrei arbeitet und ohne Zwischenfälle durchkommt, hat eine Chance auf den großen Pokal in Le Mans."

Teamchef Andreas Seidl führt aus: „Es ist nicht die Renndistanz allein, die Le Mans zum schwierigsten Rennen der Welt macht. Man muss sich für den ganzen Event die Kräfte einteilen. Die Veranstaltung geht über mehr als zwei Wochen, während denen bei uns 90 Mann auf engem Raum unter großer Anspannung zusammenarbeiten. Dabei gehen sie durch Höhen und Tiefen. Und am Samstag um 15:00 Uhr müssen alle, ob Mechaniker oder Fahrer, die geistige und körperliche Frische für das Rennen haben. Dann gilt es anzuwenden, was wir gelernt und trainiert haben. Wir haben zur Vorbereitung sowohl im technischen als auch im operativen Bereich alles getan, was möglich war. Der Porsche 919 Hybrid, unser hochkarätiges Fahrer-Sextett und die Mannschaft sind startklar."

Der Porsche 919 Hybrid:

Der Porsche 919 Hybrid wurde für die WM 2017 umfassend überarbeitet. 60 bis 70 Prozent des Le-Mans-Prototyps sind Neuentwicklungen. Sie betreffen vorrangig die Bereiche Aerodynamik, Fahrwerk und Verbrennungsmotor. Das Antriebsprinzip des innovativen Hybrid-Rennwagens wurde

beibehalten: Er leistet rund 900 PS (662 kW) Systemleistung aus einem kompakten Zweiliter-V4-Turbobenziner (knapp 500 PS/368 kW) in Kombination mit zwei verschiedenen Rückgewinnungssystemen – Bremsenergie von der Vorderachse und Abgasenergie. Während der Verbrenner die Hinterachse antreibt, wirkt beim Boosten ein E-Motor mit über 400 PS (294 kW) an der Vorderachse. Als Zwischenspeicher für den aus Brems- und Abgasenergie gewonnenen elektrischen Strom dient eine flüssigkeitsgekühlte Lithium-Ionen-Batterie.

Die Weltmeisterschaft:

Das 24-Stunden-Rennen ist der dritte von neun Läufen zur FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft 2017. Nach den ersten beiden Sechsstundenrennen (Silverstone und Spa) belegt Porsche mit 61 Punkten Platz zwei in der Herstellerwertung hinter Toyota (69,5). Bamber/Bernhard/Hartley (33 Punkte) sind Zweite in der Fahrerwertung, auf Platz drei folgen Jani/Lotterer/Tandy (28 Punkte). Das führende Toyota-Trio hat 50 Punkte.

Die Erfolgsgeschichte:

1970 feierte Porsche den ersten lang ersehnten Gesamtsieg in Le Mans. Bis ein-schließlich 1998 sollten 15 weitere folgen – dann verzichtete Porsche 15 Jahre lang auf einen Start in der Topkategorie, holte allerdings Klassensiege mit GT-Fahrzeugen. 2011 fiel die Entscheidung zur Rückkehr mit einem Prototyp. Das neue Effizienzreglement der Langstrecken-Weltmeisterschaft bot genau das, was Porsche schon immer am Top-Level-Motorsport gereizt hat: Eine Plattform zur Forschung und Entwicklung zukunftsträchtiger Technologien für Straßensportwagen.

2012 und 2013 waren Vorbereitungsjahre: Auf dem Gelände des Forschungs- und Entwicklungszentrums Weissach bei Stuttgart wurden neue Gebäude errichtet. Fritz Enzinger baute ein Team von mittlerweile 260 hochqualifizierten Mitarbeitern auf. Der erste Porsche 919 Hybrid entstand – eine vollständige Neuentwicklung mit bis dahin teilweise unbekannter Hybridtechnologie. Die Anfänge waren harzig, die Fortschritte riesig.

2014 wurde die Debütsaison für den bis heute innovativsten Rennwagen der Welt. Beim ersten Le-Mans-Einsatz übernahm ein 919 Hybrid nach 20 Stunden die Füh-rung, fiel aber nach 22 Stunden mit Antriebsschaden aus. 2015 hatte Porsche einen dritten 919 Hybrid mit Earl Bamber (NZ),

Nico Hülkenberg (DE) und Nick Tandy (GB) am Start. Und es waren diese LMP-Rookies, die den 17. Gesamtsieg für Porsche holten – den ersten seit 1998. Im vergangenen Jahr wiederholte Porsche den Gesamtsieg. Diesmal waren es Romain Dumas (FR), Neel Jani (CH) und Marc Lieb (DE), die nach einem stundenlangen Fernduell mit Toyota siegten.

Der Zeitplan des Porsche LMP Teams:

Am Sonntag vor dem Rennen, am 11. Juni, beginnt auf dem Place de la République die technische Kontrolle der 60, in vier Klassen eingeteilten Rennwagen als öffentliches Ereignis. Die Kommissare untersuchen die Autos, 180 Fahrer legen ihre Papiere vor. Das Porsche LMP Team ist am Sonntag ab 15:20 Uhr an der Reihe.

Dienstag, 13. Juni:

14:00 – 14:50 Porsche Teamfoto auf der Start- und Zielgerade
17:00 – 18:30 Autogrammstunde in der Boxengasse

Mittwoch, 14. Juni:

13:30 – 14:00 „Meet the Team" für Medien in der Team und Media Hospitality
16:00 – 20:00 Freies Training
22:00 – 24:00 Qualifying

Donnerstag, 15. Juni:

16:30 – 17:00 „Meet the Team" für Medien in der Team und Media Hospitality
19:00 – 21:00 Qualifying
22:00 – 24:00 Qualifying

Freitag, 16. Juni:

10:00 – 18:00 Pitwalk
14:00 – 14:40 Porsche-Pressekonferenz im Porsche Experience Center
14:40 – 15:30 „Meet the Team" im Porsche Experience Center
17:30 – 19:30 Fahrerparade in der Innenstadt

Samstag, 17. Juni:

09:00 – 09:45 Warm-up
14:22 Beginn der Start-Zeremonie
15:00 Start

Zahlen und Fakten:

  • Den Qualifyingrekord auf der aktuellen Streckenvariante (13,629 Kilometer) hält seit 2015 Neel Jani. Er steuerte den 919 Hybrid am Mittwochabend um kurz nach 22:00 Uhr auf seiner ersten fliegenden Runde in 3:16,887 Minuten um den Kurs. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 249,2 km/h.
  • Die schnellste je gefahrene Qualifyingrunde in Le Mans stammt von Hans-Joachim Stuck. Er erzielte sie 1985 im Porsche 962 C in 3:14,800 Minuten mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 251,815 km/h. Seit 1990 unterbre-chen Schikanen die lange Hunaudières-Gerade. Hochgerechnet würde heute eine Rundenzeit unter 3:14,843 Minuten Stucks Rekord unterbieten.
  • Die absolut schnellste Runde bei den bisher 84 Ausgaben der Veranstaltung fuhr Jackie Oliver 1971 (Streckenlänge damals 13,469 km) beim Testtag im Porsche 917 in 3:13,6 Minuten (Schnitt: 250,457 km/h). Im selben Jahr stellte er mit dem 917 Langheck auch die beste Rennrundenzeit in 3:18,4 Minuten (Schnitt: 244,387 km/h) auf.
  • 2016 nahm Porsche zum 15. Mal in der Geschichte des Rennens die komplette erste Startreihe ein: Neel Jani holte die 18. Poleposition für Porsche (3:19,733 Minuten), Zweiter wurde Timo Bernhard (3:20,203 Minuten).
  • Die bisher längste Renndistanz legten Timo Bernhard/Romain Dumas/Mike Rockenfeller 2010 bei ihrem Gesamtsieg für Audi zurück. Sie absolvierten da-bei 5.410,713 km (397 Runden, Schnitt 225,228 km/h).
  • Die Renndistanz des 2015 siegreichen Porsche 919 Hybrid betrug 5.382,82 km (395 Runden, Schnitt 224,2 km/h). 2016 legte der Sieger-Porsche 5.233,54 km zurück (384 Runden, Schnitt 216,4 km/h).
  • Die höchste mit einem 919 erreichte Spitzengeschwindigkeit im Rennen fuhr 2016 Brendon Hartley mit 333,9 km/h in der 50. Rennrunde auf der Geraden Hunaudières. Die
  • Beschleunigungsphase von der Rechtskurve Tertre Rouge auf die Gerade ist die längste der Runde und misst 1940 Meter.
  • Die heftigste Bremszone ist am Ende der Geraden vor der Mulsanne-Kurve. Dort verzögern die Piloten auf 190 Metern Weg um 200 km/h.
  • Die Strecke hat 21 Kurven (9 Links-, 12 Rechtskurven).
  • Die schnellsten sind die Porsche-Kurven: diese durchfährt der 919 Hybrid mit 245 km/h.
  • Für die langsamste Kurve, Arnage, verzögern die Piloten auf 85 km/h.
  • 9,2 der 13,6-Kilometer-Strecke führen über sonst öffentliche Landstraßen.
  • Im Qualifying (Mittwoch und Donnerstag bis Mitternacht) muss jeder Fahrer mindestens fünf Runden bei Dunkelheit fahren.
  • Die Le-Mans-Nacht ist 2017 eine der kürzesten des Jahres: Sonnenuntergang ist am Samstag um 22:00 Uhr, Sonnenaufgang am Sonntag um 06:00 Uhr.
  • Bei normalem Rennbetrieb muss der Porsche 919 Hybrid spätestens alle 14 Runden und rund 30 Mal tanken.
  • Er darf pro Runde (13,629 km) maximal 4,3 Liter Benzin und 8 Megajoule elektrische Energie (2,22 Kilowattstunden) aus den Rückgewinnungssystemen verbrauchen.
  • Betankung und Reifenwechsel dürfen nur nacheinander durchgeführt werden. Beim Radwechsel dürfen nur vier Mechaniker gleichzeitig arbeiten, und es darf nur ein Schlagschrauber eingesetzt werden. Der Boxenstopp dauert also viel länger als beispielsweise in der Formel 1.
  • Ein Fahrerwechsel wird normalerweise nur vorgenommen, wenn auch neue Reifen gebraucht werden. In der Nacht werden Vierfachstints gefahren. Dann sind die Fahrer drei Stunden und mehr am Stück im Einsatz.
  • In Le Mans muss jeder Pilot mindestens sechs Stunden ans Steuer, darf aber nicht mehr als vier Stunden innerhalb von sechs Stunden fahren und über die Gesamtdistanz höchstens 14 Stunden.
  • Aufgrund der Streckenlänge gibt es in Le Mans drei Safety Cars.
  • Das Teilelager vor Ort umfasst u.a. ein Ersatzchassis, vier Verbrennungsmo-toren, vier Vorderachsgetriebe, vier Hinterachsgetriebe, sechs Front- und sechs Heckflügel, 60 Felgen und über 100 Funkgeräte und Kopfhörer.
  • Die Reifenauswahl umfasst drei unterschiedlich harte Mischungen Slicks für trockene Strecke, einen ebenfalls profillosen Hybrid-Reifen mit weicherer Lauffläche für gemischte Bedingungen sowie Regenreifen.
  • In Le Mans werden über 260.000 Zuschauer und 1.400 Journalisten (Print, Foto, TV und Online) erwartet.

Der Rekord von 18 Gesamtsiegen ist die bekannteste Zahl zu Porsche und Le Mans. Hier sind nun doppelt so viele interessante Werte und Daten: So viel hat der Porsche 919 Hybrid mit der Stromversorgung einer Reihenhaussiedlung zu tun. So spät war es, als Mark Webber die erste Runde seines Lebens im LMP1 fuhr. Und so lange liegt der erste Erfolg eines Porsche-Hybrid-Rennwagens zurück.

1
Den allerersten Funktionstest mit dem Ur-919 fuhr Porsche-Werksfahrer Timo Bernhard am 12. Juni 2013 auf dem Prüfgelände in Weissach. Gut zwei Jahre später wurde er mit dem weiterentwickelten Le-Mans-Prototypen Langstrecken-Weltmeister.

3
Hollywood-Größen starteten mit Porsche in Le Mans: Steve McQueens Einsatz landete 1971 im Kino, Paul Newman 1979 auf Gesamtplatz zwei und Patrick Dempsey 2015 als Zweiter der GTE-Am-Klasse ebenfalls auf dem Podium.

3,2
Stunden verbringt jeder der Porsche-LMP-Fahrer durchschnittlich während des 24-Stunden-Rennens auf der Massagebank.

4
Porsche-LMP-Mitarbeiter bildeten die kleine Delegation, die 2013, ein Jahr vor der Rückkehr in den Rennzirkus, zu Recherchezwecken nach Le Mans reiste und dabei den ersten Sieg eines Werks-Porsche nach 1998 miterlebte: Der 911 RSR gewann die GT-Klasse.

5
Mann stark war das Team unter der Leitung von Fritz Enzinger, das Ende 2011 mit den Vorbereitungen für Porsches Rückkehr in die Top-Kategorie der Langstrecke begann. Seit 2015 zählt die Mannschaft 260 Mitarbeiter, davon sind 160 Ingenieure.

6
Rennfahrer in drei Schlafzimmern: Je zwei Porsche-LMP-Fahrer teilen sich in Le Mans einen eigens errichteten Container hinter der Box zum Schlafen. Gemeinschaftsbad inklusive, Ruhe ausgeschlossen.

8
Megajoule aus Rückgewinnungssystemen pro Le-Mans-Runde ist die höchste Rekuperationsklasse im Effizienz-Reglement. Porsche wagte sich 2015 als erster und lange einziger Hersteller in diese Sphären vor. Die zukunftsweisende Herausforderung dabei: Je mehr elektrische Leistung, desto weniger Benzin darf der 919 verbrauchen.

10
Um 22:00 Uhr am 10. Juni 2015 rückte Neel Jani zum ersten Qualifying in Le Mans aus. In 3.16,887 Minuten gelang ihm ein Rekord, der bis heute Bestand hat.

12
Mann stark war die Vorhut, die am 23. Mai 2017, knapp vier Wochen vor dem Rennen, mit dem Aufbau der zweigeschossigen Stahlhalle hinter der Porsche-LMP-Box begann. Am 30. Mai reiste ein Konvoi von acht Sattelaufliegern mit den Rennwagen und dem gesamten Material an. Bis zum Testtag am 4. Juni ist alles eingerichtet.

14
Gigabyte Daten sendet jeder 919 während des 24-Stunden-Rennens an die Box.

15
Minuten vor dem ersten Rennstart des 919 in Silverstone 2014 übersetzte Teamchef Andreas Seidl seine Anspannung in den Satz: „Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für Porsche: Wir haben zwei LMP1 in der Startaufstellung.“

19,9
Kilogramm wiegt eine bereifte Felge. Mechaniker Rainer Mühlhäuser schafft das Abnehmen und Aufstecken eines Rades mit jeweils einer Hand. Seit er das beim Auftaktrennen in Silverstone gemacht hat, trainieren potenzielle Nachahmer.

20
Stunden war das Rennen 2014 alt, als die Startnummer 20 in Führung ging. 20 Minuten nach Beginn seines letzten Stints kam Mark Webber mit eben dieser Nummer 20 rein elektrisch zurück zur Box: Antriebsschaden. 20 Minuten später erlitt das Schwesterauto mit der Nummer 14 einen Getriebedefekt.

20:32
zeigte die Uhr in einer tiefdunklen Nacht am 9. Dezember 2013, als Mark Webber zum ersten Mal in einen LMP1 stieg und auf eine ihm unbekannte Strecke fuhr. Der Test in Portimão war ein Wendepunkt: Vom ersten V4-Zylinder des 919 Hybrid waren starke Vibrationen ausgegangen, erst im Dezember war das Problem behoben.

25
Am 10. Oktober 2014, Trainingstag in Fuji, gratulierte das Team Brendon Hartley zum 25. Geburtstag – inklusive Geschenken. Leider einen Monat zu früh.

30
Tankstopps und zehn Stopps mit Reifen- und Fahrerwechsel sind voraussichtlich pro Porsche 919 Hybrid in Le Mans fällig.

54
Runden hintereinander waren sowohl Romain Dumas als auch Neel Jani in der Le-Mans-Nacht 2016 am Steuer des späteren Siegerautos. Bedingt durch Safety-Car-Einsätze hatte Dumas die längste Fahrzeit am Stück von allen Porsche-LMP-Piloten. Sein Einsatz dauerte von 00:13 Uhr bis 03:38 Uhr. Das entspricht fast der Dauer von zwei Formel-1-Grands-Prix.

60/40
Etwa 60 Prozent der zurückgewonnenen Energie im 919 Hybrid steuern die Vorderachsbremsen bei, rund 40 Prozent die Abgasenergierückgewinnung.

65
Mitarbeiter des Porsche LMP Teams bilden die Einsatzcrew bei einem Sechsstundenrennen. Bei den 24 Stunden von Le Mans sind es 90.

90
Grad beträgt der Bankwinkel des V4-Zylinder-Verbrennungsmotors im 919 Hybrid. Aber in seiner Funktionsweise ist er als steil aufgestellter Boxermotor ausgelegt.

100 %
Beim Finale 2015 in Bahrain brachen am Auto von Timo Bernhard/Brendon Hartley/Mark Webber beide Drosselklappenwalzenhebel. Dass die drei Fahrer dennoch ins Ziel kamen und Weltmeister wurden, ist einer klugen Mechaniker-Idee und reaktionsschnellen Ingenieuren zu verdanken: Mechaniker arretierten die Walzen mit verkanteten Zangen und Kabelbinder auf Vollgas, Ingenieure programmierten quasi in Echtzeit, um das Auto am Laufen zu halten.

239
Am 30. November 2014 beim Finale in São Paulo erlebte Mark Webber in der 239. Runde den schwersten Unfall seiner gesamten Karriere.

248
Nach 248 Runden brachte Neel Jani im Schwesterauto in São Paulo den ersten Sieg für den Porsche 919 Hybrid ins Ziel.

395
Runden legten Earl Bamber/Nico Hülkenberg/Nick Tandy auf dem Weg zum Le-Mans-Sieg 2015 zurück. Die drei LMP-Rookies hatten ausgemacht: Jeder fährt das Tempo, bei dem er sich wohlfühlt und vermeidet Kollisionen. Wenn das Auto hält, sollte ein Podium drin sein. Es wurde der erste Porsche-Gesamtsieg nach 1998.

397
Runden ist die größte Distanz, die je bei den 24 Stunden von Le Mans zurückgelegt wurde. Die Sieger kamen aus der Porsche-Schule (Timo Bernhard/Romain Dumas/Mike Rockenfeller), fuhren 2010 aber Audi. Sie legten 5.410,713 km zurück.

> 400
PS beträgt die Leistung aus den beiden unterschiedlichen Rückgewinnungssystemen (Vorderachsbremse und Abgastrakt). Auf Knopfdruck treibt ein E-Motor damit die Vorderachse an und verwandelt den 919 temporär in einen Allradler.

< 500
PS leistet der Turbo-Benziner des Porsche 919 Hybrid; er treibt die Hinterachse an.

919
Der 919 Hybrid ist der einzige LMP1, der nicht nur beim Bremsen, sondern dank Abgasenergie-Rückgewinnung auch beim Beschleunigen Energie zurückgewinnt.

1900
baute Ferdinand Porsche den ersten Wagen mit seriellem Hybridantrieb. Er hieß Semper Vivus (übersetzt: „immer lebendig“). Die beiden Radnaben-Elektromotoren und die Batterie versorgten zwei zugeschaltete Verbrennungsmotoren per Dynamo konstant mit elektrischer Energie (jeweils 20 Ampère bei 90 Volt). 1901 erreichte Porsche mit dem weiterentwickelten Prototyp des Lohner-Porsche die mit Abstand beste Zeit aller Elektromobile beim Semmering Bergrennen. Anschließend entstand daraus eine Kleinserie von zweisitzigen Elektro-Kompaktwagen.

2013
Zwei Stunden lang könne er noch riechen, wenn ein anderer Fahrer Blähungen gehabt habe, sagte Neel Jani 2013 über die Qualität der Cockpitbelüftung des ersten Testträgers.

22.984
Schaltvorgänge (hoch- und runterschalten) bewältigte das Getriebe des siegreichen Porsche 919 Hybrid während der 24 Stunden von Le Mans 2016.

62.000
Kilowattstunden elektrischen Strom haben die Porsche 919 Hybrid auf insgesamt 321.000 Kilometern (Test und Rennwochenenden seit 2013) aus den beiden Rückgewinnungssystemen (Bremsenergie von der Vorderachse und Abgasenergie) rekuperiert. Wäre der 919 ein Kraftwerk, hätte er mittlerweile eine Reihenhaussiedlung mit 15 Häusern (Vier-Personen-Haushalte) ein ganzes Jahr lang mit Strom versorgen können.

120.000
Umdrehungen und mehr schafft die im Abgastrakt arbeitende Turbine pro Minute. Damit treibt sie einen Generator an. Für die Energierückgewinnung bei niedrigen Motordrehzahlen verfügt die Turbine über eine variable Geometrie. Der Turbolader nebenan kommt ohne VTG aus.

128.000
Kilometer haben die unterschiedlichen Modelle des Porsche 919 Hybrid von 2014 bis Ende Mai 2017 bei Rennwochenenden (inklusive Training und Qualifying) abgespult.

193.000
weitere Kilometer kamen seit 2013 bei Testfahrten zusammen.

243.000
Kilometer hatte die Wasserpumpenlösung des 919 Hybrid problemlos funktioniert, ehe sie um 23:13 Uhr in der Le-Mans-Nacht 2016 unerwartet streikte. Um 01:56 Uhr kehrten Bernhard/Hartley/Webber mit 39 Runden Rückstand ins Rennen zurück.