Volkswagen auf dem 38. Wiener Motorensymposium

Elektrifizierung, eine Segelfunktion für Verbrennungs-motoren und ein neuer Erdgasantrieb – Volkswagen präsentiert auf dem heute beginnenden 38. Wiener Motorensymposium Lösungen für die CO2-neutrale, nachhaltige Mobilität der Zukunft. Bei der Elektrifizierung reicht das Spektrum vom neuen, kostengünstigen Mikrohybridsystem bis zum weiter optimierten batterieelektrischen Antrieb. Erstmalig stellt Volkswagen eine Segelfunktion für Verbrennungsmotoren vor, bei der mit der Funktion „Freilauf Motor Aus“ der Motor komplett abgeschaltet wird. Auch beim Thema Erdgas geht das Unternehmen in die Offensive – mit einem neuen, kompakten Dreizylindermotor für den Polo.

„In unserer Antriebsstrategie bilden teil- und vollelektrifizierte Antriebe eine tragende Säule“, erklärt Friedrich Eichler, Leiter Aggregate-Entwicklung Volkswagen, der auf dem Wiener Motorensymposium referiert. „Speziell beim Golf deckt unser Technologie-Spektrum jetzt alle Kundenwünsche ab. Das neue Mikrohybridsystem „Freilauf Motor Aus“, kurz FMA, bildet eine kostengünstige Elektrifizierungsstufe auf 12-Volt-Basis.“

Das FMA-System kooperiert im neuen Golf TSI BlueMotion, der im Sommer 2017 auf den Markt kommt, mit einem DSG-Getriebe vom Typ DQ200. Im Geschwindigkeitsbereich bis 130 km/h bietet es dem Fahrer eine Hybrid-ähnliche Charakteristik: Wenn er vom Gas geht, kann der Golf mit komplett deaktiviertem Motor segeln. Das System reduziert den Kraftstoffverbrauch im Praxisbetrieb um bis zu 0,4 Liter/100 km, gegenüber der heutigen Segelfunktion mit laufendem Motor sind es 0,2 Liter/100 km.

Das neue FMA-System von Volkswagen ergänzt das 12 Volt-Bordnetz um eine kompakte Lithium-Ionen-Batterie, die die elektrischen Verbraucher im Segelbetrieb versorgt. Eine sogenannte Q-Diode regelt den Stromfluss zwischen der Lithium-Ionen- und der Bleibatterie. Am Ende der Segelphase wird der Motor des Golf TSI BlueMotion, ein hocheffizienter 1.5 TSI Evo1, je nach Fahrgeschwindigkeit und -situation auf unterschiedliche Weise gestartet: mit dem Anlasser, mit den Kupplungen des DSG-Getriebes oder – besonders ausgeklügelt – kombiniert mit Anlasser und Kupplung.

In der Mitte der Elektrifizierungs-Palette steht das Plug-In-Hybridkonzept des Golf GTE, an ihrem oberen Ende der rein batterieelektrische Antrieb, wie Volkswagen ihn im neuen e-Golf anbietet. In dieser Ausbaustufe gibt der Elektromotor des neuen e-Golf 100 kW Leistung und 290 Nm Drehmoment ab, 15 kW und 20 Nm mehr als bisher. Der Sprint von null auf 100 km/h dauert nur noch 9,6 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wurde um 10 km/h auf 150 km/h gesteigert. Darüber hinaus wurde die Kapazität des Lithium-Ionen-Batteriesystems durch Verbesserungen an der Chemie der Zellen und ihrem Aufbau von 24,2 auf 35,8 kWh gesteigert. Daraus resultiert ein großer Zuwachs in der Reichweite– im NEFZ-Zyklus von bisher 190 auf bis zu 300 km.

Den nächsten großen Schritt bei der Elektrifizierung unternimmt Volkswagen mit dem Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB). Das erste Modell, das diese grundlegend neu entwickelte Antriebs- und Vernetzungsarchitektur nutzt, wird 2020 auf den Markt kommen. Die Technikstudien BUDD-e, I.D. und I.D. BUZZ, die die Marke bereits gezeigt hat, geben einen Ausblick auf die großen Potenziale der neuen Architektur.

„Der MEB kombiniert lokal emissionsfreies Fahren mit souveräner Langstreckenmobilität“, sagt Aggregate-Entwicklungschef Friedrich Eichler. „Er bildet die Basis für unsere neue Generation Elektrofahrzeuge, die wir weltweit in Großserie bringen werden. Ihr Antrieb und dessen intelligentes Management sorgen für hohe Effizienz und vermitteln den Passagieren zugleich ein neues, hochkomfortables Fahrerlebnis, auch mit Blick auf das automatisierte Fahren.“

Eine zweite Technologie, mit der Volkswagen den Übergang in die nachhaltige Mobilität der Zukunft gestaltet, ist der Antrieb mit Erdgas, auch CNG (Compressed Natural Gas) genannt. Dr. Wolfgang Demmelbauer-Ebner, Leiter Ottomotoren-Entwicklung von Volkswagen, umreißt das Thema in seinem Symposiumsvortrag wie folgt: „Aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung senkt der Kraftstoff Erdgas den CO2-Ausstoß schon dann, wenn er aus fossilen Quellen kommt. Wird er jedoch auf nachhaltige Weise hergestellt, etwa als Biomethan aus landwirtschaft-lichen Reststoffen, ermöglicht er in der Well-to-Wheel-Betrachtung eine deutlich CO2-ärmere Mobilität. Mit dem Begriff e-gas bezeichnen wir synthetisch hergestelltes CNG, das aus Überschussstrom der regenerativen Stromerzeugung in speziellen Anlagen aus Wasser und CO2 hergestellt wird. e-gas ist hervorragend geeignet, regenerative Energie für den Verkehrssektor nutzbar zu machen und auch zu speichern. Es ist praktisch ein Partner der Energiewende.“

Volkswagen ist schon seit 2002 mit CNG-Motorisierungen auf dem Markt vertreten. Der neue auf dem Wiener Motorensymposium vorgestellte Dreizylinder-Turbomotor mit 1,0 Liter Hubraum und durchzugsstarken 66 kW (90 PS) zeichnet sich durch sein bivalentes Konzept aus: er kann sowohl mit Benzin wie mit CNG betrieben werden. Im Gasbetrieb arbeitet er besonders emissionsarm – das gilt sowohl für den CO2- als auch für den NOx- und Partikelausstoß. Der kompakte 1.0 TGI ist eine neue Motorisierung für die Kleinwagenklasse im Volkswagen Konzern.

Ein entscheidender Faktor für seine niedrigen Emissionen ist die optimale Konvertierung des Methans im Abgas. Um den Katalysator rasch und effizient auf Betriebstemperatur zu bringen und zu halten, hat Volkswagen ein Lambda-Split-Verfahren entwickelt: Im Warmlauf und bei niedriger Last werden zwei Zylinder mit fettem Gemisch und einer mit magerem Gemisch befeuert. Ein wichtiger Technik-Baustein ist hier die so genannte Taupunktende-freie Lambdasonde. Dank einer elektrischen Beheizung kann sie ihre Regelung schon spätestens zehn Sekunden nach dem Kaltstart aufnehmen, auch wenn Abgas und Abgasanlage noch gewisse Mengen an Kondenswasser enthalten.

Die Aktivitäten zur Förderung von CNG-Antrieben gehen über technische Lösungen weit hinaus. Neben dem umfangreichen und attraktiven Modellangebot des Konzerns führt Volkswagen einen intensiven Dialog mit weiteren Marktbeteiligten sowie politischen Akteuren. In Zusammenarbeit mit Energieversorgern, der Gasindustrie, weiteren OEMs sowie Bundesministerien werden Aktivitäten forciert, die CNG als Kraftstoff weiter bekannt und attraktiv machen.

Volkswagen verfolgt damit alle Wege, die zur CO2-neutralen Mobilität führen. Neben der konsequenten Optimierung der bestehenden Aggregate kommen alternative Antriebsarten ins Portfolio. Die Skalierungsmöglich-keiten elektrifizierter Antriebe eröffnen weitere Potenziale, wie das Beispiel Golf zeigt. In der Gesamtbetrachtung ist die CO2-Relevanz der Kraftstoffe ein wesentlicher Faktor. Hier spielt CNG in Form von e-gas eine immer bedeutsamere Rolle.