VW - was folgt auf den Crash?

  • Was macht VW nach dem Abgasskandal?
  • Welche Neuheiten haben die Wolfsburger am Start und wie entwickelt sich der Wert von VW-Autos?

VW- Staub abschütteln, weiter machen

Der Volksmund weiß: Man kann einen Taler nur einmal ausgeben. Diese simple Weisheit hat jetzt mit VW auch einen der größten Autohersteller der Welt erreicht. Der Konzern muss nach der Manipulation von Abgaswerten mittels Software jährlich eine Milliarde Euro einsparen, um anstehende Strafzahlungen auszugleichen. Eine solche Summe ist auch für einen so großen Konzern wie VW, der auch viele andere Automarken unter seinem Dach vereint, keine geringe. Das Schlimme ist, dass der Skandal noch nicht ausgestanden erscheint. Die Ermittlungen laufen weiterhin, die zu zahlende Summe ist noch unklar und es droht bereits neuer Ärger: Die Anti-Korruptionsbehörde OLAF prüft nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, ob der Konzern Gelder für Forschung und Entwicklung zweckentfremdet einsetzte und somit gegen geltendes Recht verstieß. Die Europäische Investitionsbank hat dem Konzern seit 1990 etwa 4,6 Milliarden Euro an günstigen Krediten zur Verfügung gestellt, um unter anderem die Konzeption von umweltfreundlichen Motoren zu finanzieren. Eine weitere Strafzahlung würde den Konzern schwer treffen und das angeschlagene Image weiter ramponieren. Insgesamt scheint es aber, als würde VW die Abgasmanipulationskrise professionell managen, markige Ankündigungen oder „jetzt-erst-recht-Parolen“ bleiben ebenso aus wie überhastete juristische Schritte. Stattdessen werden Rückstellungen gebildet – 6,7 Milliarden – und abgewartet, was die amerikanischen Behörden an Anschuldigungen und Entschädigungsforderungen aufbieten werden. So lange werden die Ausgaben gesenkt, was bei anstehenden Strafzahlungen in unbekannter Höhe sicherlich die richtige Strategie darstellt. Dass der Konzern allerdings versucht, die Rückstellungen steuerlich geltend zu machen und somit die Allgemeinheit dafür (mit-) aufkommen zu lassen, ist moralisch fragwürdig. Mehrere Medien berichten ebenfalls, dass die Rückstellungen nicht ausreichen würden. Die Spannung im VW-Gate bleibt also weiterhin erhalten.

Was ist mit den VW-Fahrern?

Viele VW-Kunden fragen sich nach dem Abgasskandal:“Was ist mein Auto noch wert“? Schließlich spielt das Image einer Marke bei einem Verkauf eine nicht zu unterschätzende Rolle. Das der Name VW unter dem Skandal gelitten hat, das zeigen die aktuellen Zahlen: Von Januar bis November verkaufte VW knapp 9,1 Millionen Fahrzeuge – das entspricht einem Minus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. In Europa verlor der Konzern beim Marktanteil 2,3 Prozentpunkte und fiel auf 24,3 Prozent. Die Frage vieler VW-Fahrer nach dem Wertverlust Ihres Wagens ist berechtigt, aber es besteht wenig Grund zur Sorge. Weltweit haben elf Millionen Dieselfahrzeuge einen Motor der betroffenen Baureihe EA 189, in Deutschland sind es 2,8 Millionen. Die manipulierten Autos zeigen zwar auf dem Gebrauchtwagenmarkt Tendenzen von Wertverlust, eine Steuernachzahlung oder der Verlust einer Umweltplakette steht aber nicht zur Debatte. Nicht betroffene VW-Autos sind im Übrigen weiterhin wertstabil, wie Markterhebungen zeigen. Der Automobilkonzern VW hat also Marktanteile verloren und verkaufte weniger Autos – allerdings ist der Verlust nicht so hoch, wie von einigen Marktkennern prognostiziert. Konzernchef Matthias Müller, der von Porsche kam und Martin Winterkorn ersetzt, hat in Verbindung mit dem Aufsichtsrat einige Wechsel im VW-Vorstand vorgenommen. Personell neu aufgestellt liegt der Fokus nun wieder auf dem Fahrzeugangebot. Und da wird sich Einiges tun: Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitungen (FAZ) soll der Oberklassewagen VW Phaeton nur als Elektroauto erscheinen, und zwar im Jahr 2019 - das hätte direkte Auswirkungen auf das Werk in Dresden. Der Hochdachkombi ?koda Roomster soll ebenfalls zu den Streichkandidaten gehören. Im Gegensatz dazu soll der 1200 PS-starke neue Bugatti wie geplant produziert werden. Insgesamt möchte der Konzern verstärkt auf Elektromobilität setzen, sowohl in Form von Hybrid-Modellen wie auch als reine Elektroautos, wie die FAZ ausführt.

Das ist die Zukunft

Fakt ist, dass VW einige interessante Neuheiten in petto hat: Im kommenden Frühjahr setzen die Wolfsburger erst einmal auf den VW Golf GTI Cabrio, der ein aufgefrischtes Erscheinungsbild bei unveränderter Leistung von 220 PS präsentieren wird. Da sich 2016 der Geburtstag des GTI zum 40. Mal jährt, legt VW gleich noch den VW Golf GTI Clubsport nach, der einige Retro-Aspekte mit einem 265 PS starken Motor verbindet. Per „Boost-Funktion“ kann die Leistung des neuen GTI sogar auf 290 PS gesteigert werden. Im Kleinwagensegment wird es ebenfalls Neues geben. Der Polo VI wird 2016 erscheinen und rückt optisch näher an den Golf heran, bleibt aber mit 13.000 Euro deutlich unter dem Preis des großen Bruders Golf VII, der im nächsten Jahr in einer aufgefrischten Version erscheint. Optisch ändert sich nicht viel, aber die Aspekte Infotainment, Vernetzung und Fahrerassistenzsysteme werden überarbeitet. Im Jahr 2017 sollen unter anderem noch der VW Tiguan XL, der VW Golf-SUV sowie der VW Scirocco IV erscheinen, bevor 2018 der neuste Spross der Golf-Familie an die Erfolge der Vorgänger anknüpfen soll. Nach ersten Bildern sowie nach Eindrücken von der Internationalen Automobilausstellung (IAA) 2015 erscheint der VW Golf VIII breiter, flacher und mit einer neuen Elektronik-Plattform ausgerüstet. Natürlich werden auch die Tochterfirmen Audi und Skoda im kommenden Jahr Neuheiten präsentieren: Freuen dürfen sich PS-Freunde auf den neuen Audi A8, der mit Turbolader erscheinen wird sowie einen neuen TT RS, der mit einem 380 PS Fünfzylinder und breitem Frontgrill daherkommt. Skoda spielt dagegen im kommenden Jahr die SUV-Karte. Erscheinen sollen drei Modelle: der Yeti, der Snowman und der Polar. Weiterhin soll der Kleinwagen Citigo 2016 einen kleinen Bruder bekommen. Insgesamt möchte Skoda verstärkt auf Hybrid-Fahrzeuge setzen und wird weiterhin versuchen, die Modelle von VW technisch in den Schatten zu stellen – was 2015 einige Mal gelang.

Und weiter geht es

VW scheint den Schock des Abgasskandals zwar noch nicht verdaut zu haben, aber die Ausrichtung auf alternative Antriebe und die breite Aufstellung im Fahrzeugbereich zeugen von ungebrochenem Selbstbewusstsein. Was spielt es da für eine Rolle, dass das Geld nicht mehr so locker sitzt, einige Modelle gestrichen wurden und sogar ein Firmenjet verkauft werden musste, um Kosten zu sparen. VW wurde getroffen, fiel, steht aber bereits wieder und schüttelt den Staub ab.