Autosammlung Harnekop: Im Paradies der Ostlauben
ZitatAlles anzeigenIn einer versteckten Großgarage in Brandenburg steht eine der größten Sammlungen von Ost-Autos. Hüterin des Schatzes ist eine resolute Frau.Die Zufahrt, einen ziemlich überwucherten Plattenweg, übersieht man leicht. Sie liegt außerhalb der ohnehin schon abgelegenen Ortschaft Harnekop in Brandenburg, und nach ein paar Kilometern ins Nirgendwo erreicht man ein Gelände mit leicht gruseliger Atmosphäre - zumindest an einem nebeligen Herbsttag.
Es ist die Bunkeranlage des früheren Ministeriums für Nationale Verteidigung der DDR. Heute, 25 Jahre nach dem Mauerfall, ringen hier Denkmalschützer um den Erhalt der Anlagen, die sogar einem Atomschlag hätten standhalten sollen.
In den Fahrzeughallen des weitläufigen Areals ist die Vorwendezeit noch sehr lebendig. Sie beherbergen eine eindrucksvolle Sammlung von Autos, Lastwagen und Motorrädern, die eine resolute Frau zusammengetragen hat. Galina Brunner pflegt dort das Erbe ihres Mannes Lothar, der vor ein paar Jahren gestorben ist. Für die Autos kaufte sie eigens einen Teil des abgelegenen Areals.
"Das Auto war sein Ein und Alles"
Nach Voranmeldung und gegen eine kleine Spende können Besucher die Sammlung besichtigen. Die Gemeinsamkeit der Exponate: Sie wurden im ehemaligen Ostblock gebaut. "Mein Mann hat schon immer für Autos aus dem Osten geschwärmt", berichtet die Witwe. Sie streichelt andächtig den weißen Wolga M21 aus den Sechzigerjahren, mit dem alles begann. "Das Auto war sein Ein und Alles, mit dem war er fast täglich unterwegs", erzählt Brunner. Ihr Gatte machte sich noch lange nach der Wende einen Spaß daraus, mit einem Wartburg der Volkspolizei durch die Hauptstadt zu fahren. "Mit roten Kennzeichen und ohne Blaulicht."
Als Galina und Lothar 1992 ein Paar wurden, erhielt die Sammelleidenschaft des Mannes einen Schub. Denn damals war die studierte Bauingenieurin Inhaberin einer Altauto-Annahmestelle im Osten Berlins. In einer Zeit, in der jeder Ostdeutsche so schnell wie möglich ein Auto aus dem Westen fahren wollte, war stetiger Nachschub für die Sammlung gesichert. Und die etwas exotischeren Modelle aus russischer Produktion, beschaffte die Verwandtschaft von Galina Brunner. "Ich komme aus der Ukraine und kenne dort Gott und die Welt", sagt sie und schreitet stolz die Tore ab, hinter denen die ehemaligen Prunklimousinen schon für den Winterschlaf vorbereitet sind.
Zur Entlastung der Reifen sind fast alle Autos aufgebockt und als Korrosionsschutz tragen die Chromteile eine braune Schmiere. So stehen sie parat, die Tschaika, Pobeda, oder SiM, als wären die Politbonzen gerade erst zu einer Besprechung im geheimen Kommandostand eingetroffen. Selbst ein offener UAZ-Geländewagen aus der Paradeflotte Erich Honeckers steht in der Garage; und ein ziviler Stasi-Dienstwagen auch. Denn was auf den ersten Blick aussieht, wie eine normale Limousine vom Typ Wolga 3102, ist ein ziemlich scharfes Agenten-Auto - unter der Haube steckt nämlich ein V6-Motor von Volvo.
Falls mal jemand einen Abstecher nach Berlin macht und andere Autos sehen möchte...
Zen-C4